Über Nacht hatte es wieder etwas aufgeklart. Ruhig und trocken war es heute früh, und das erste, was sich uns draußen bot, waren tolle Spiegelbilder auf dem ruhig um uns liegenden Fjord. Die Wolken hatten sich gehoben und den Blick auf die Cordillera Darwin freigegeben: eine schroffe, hochalpine Bergwelt, stark vergletschert, von der sich ein mächtiger Gletscherarm den Fjord herabwälzte.
Um den sollte es heute gehen.
Näher dran geht nicht: Gletscherarm der chilenischen Bergkette Cordillera Darwin
Eine etwas längere Zodiacfahrt brachte uns zum felshügeligen Ufer auf der Westseite des Gletschers. Welches übrigens schon ohne Gletscher einen Besuch wert gewesen wäre. Bucklig-glatt geschliffener Gneis, von zerscherten Basaltbändern durchsetzt. Das ist was fürs Auge!
Umso mehr der Gletscher selbst. Eine beeindruckende Abbruchkante und dahinter ein Gewirr aus Spalten und Türmen aus Eis, eingerahmt in der Höhe von einem wilden Alpenpanorama. Und darunter von – Wald! Das ist für mich doch sehr ungewöhnlich: entweder Gletscher oder Wald, man muss sich entscheiden. Hier aber kann man beides zusammen haben. Tatsächlich ist der Gletscher offensichtlich sogar in jüngerer Vergangenheit in den Wald hinein vorgestoßen; das Eis hat am Rand Felsblöcke vor sich hergeschoben, unter denen struppige Buchen liegen. Ja, das gibt es auch noch: vorstoßende Gletscher. Schade, dass es davon nicht mehr gibt.
Wald neben dem Gletscher – ein ungewohnter Anblick
Viel musste man gar nicht machen, man musste sich nur ein schönes Plätzchen suchen – davon gab es eine Menge – und den Blick auf den Gletscher richten. Ein ständiges Krachen, Rumpeln und Donnern, der Gletscher arbeitet permanent und immer wieder brechen Stücke ab und fallen ins Wasser. Sehr aktiv!
Ja, so gingen die Stunden schnell herum!
Nach einer kleinen Pause an Bord haben wir die schöne, kleine Tour von gestern noch mal gemacht. Weil sie so schön war. Und ohne Regen ist sie nicht schlechter.
Spalten und Türme aus Eis und Fels in der Caleta Beaulieu