Die Wissenschaft trägt ständig gewaltige Datenmengen zur Antarktis zusammen. Aber wie kann die Öffentlichkeit diese Erkenntnisse nutzen? Das Norwegische Polarinstitut hat mit Quantarctica einen Vorstoß gemacht, um viele Daten über ein kostenloses GIS (Geo-Informationssystem) zugänglich zu machen.
Quantarctica stellt Informationen aus den Gebieten Ozeanographie, Atmosphärenforschung, Geologie und Biologie zusammen. Basis ist die kostenlose Open Source Software Quantum GIS.
Wissenschaftliche Nutzer können ihre Daten ebenfalls der Öffentlichkeit über diese Plattform zugänglich machen. Sobald Software und Daten heruntergeladen sind, ist die Nutzung offline möglich.
Quantarctica (Screenshot): kostenloses Geo-Informationssystem mit wissenschaftlichen Daten verschiedener Forschungsgebiete aus der Antarktis.
Der Thwaites Gletscher in der Westantarktis hat in den letzten und Monaten eine Menge medialer Aufmerksamkeit bekommen, da sein Kollaps vorhergesagt wird. Der Thwaites Gletscher ist bis 4 Kilometer dick und so gewaltig, dass im Fall eines totalen Zerfalls sein Eisvolumen mit 1 bis 2 Metern (!) zum globalen Meeresspiegelanstieg beitragen würde – ein dramatisch hoher Wert. Für die hohen Abschmelzraten des Thwaites Gletscher wird bislang vor allem wärmeres Meerwasser verantwortlich gemacht. Der Gletscher liegt auf großer Fläche weit unter dem Meeresspiegel auf dem unterlagernden Fels, was ihn besonders anfällig für Veränderungen macht. Dieser Umstand trifft auf große Teile des Eisschildes in der Westantarktis zu, die ohne Eis aus mehreren Inselgruppen bestünde, aber nicht aus einer durchgehenden Landmasse über dem Meeresspiegel.
Zeitpunkt des Beginns und Dauer des Zerfallsprozesses des Thwaites Gletscher sind allerdings unbekannt, auch wenn als sehr wahrscheinlich gilt, dass dieser über kurz oder lang einsetzen wird. Über eine Hauptgröße zum Verständnis großer Gletscher lag bislang keinerlei detaillierte Information vor: der geothermische Wärmestrom, also der Wärmefluss von der Erdkruste zum Gletscher. Bislang ist man davon ausgegangen, dass der Wärmefluss unterm Thwaites Gletscher gleichmäßig in der Fläche verteilt ist.
Geophysiker von der University of Texas haben nun mit radarbasierten Methoden Schmelzwasserflüsse an der Gletscherbasis des Thwaites Gletscher kartiert. Dabei stellte sich heraus, dass die räumliche Verteilung alles andere als gleichmäßig ist. Stellenweise beträgt der Wärmefluss bis zu 200 Milliwatt pro Quadratmeter, im Schnitt liegt er bei 100. Im globalen Durchschnitt (nur Kontinente) sind es gerade einmal 65.
Ein Wärmezufluss dieser Größenordnung ist „signifikant“, also eine wichtige Einflussgröße auf den Gletscher, der infolgedessen an der Unterseite schmilzt. Schmelzen an der Küste, im Kontaktbereich zum Ozean, findet ebenfalls statt. Der geothermische Wärmefluss ist im Gegensatz zum Schmelzen im Küstenbereich unabhängig vom Klima.
Verantwortlich gemacht wird hingegen die Geologie. Die Westantarktis ist geologisch aktiv, unter ihrem Eisschild werden Riftsysteme vermutet, wie das Rift Valley in Ostafrika. Dies führt zu Bewegung von Magma und dadurch Antransport großer Wärmemengen in der Tiefe, bis hin möglicherweise zu Vulkanismus unterm Gletscher, wie er in vergleichsweise kleinerer Form aus Island bekannt ist.
Don Blankenship, Wissenschaftler der University of Texas und einer der Autoren einer jüngst veröffentlichten Studie zum Thema, formuliert es so: „Es handelt sich um das komplexeste thermische Umfeld, das man sich vorstellen kann.“ Die Kruste unter dem Thwaites Gletscher vergleicht er mit einer Kochplatte mit mehreren Flammen, die alle auf unterschiedlicher Stärke laufen, während es zwischen ihnen relativ kühl ist. „Und dann legst du den dynamisch kritischsten, instabilsten Eisschild der Erde genau darüber, und dann versuchst du, es zu modellieren. Das ist praktisch unmöglich.“
Natürlich wird dennoch an Modellen für den Thwaites Gletscher gearbeitet, die von den neuen Ergebnissen erheblich profitieren dürften.
Gletscher an der Antarktischen Halbinsel: ein Zwerg im Vergleich zum Thwaites Gletscher.
Sie können es nicht lassen: der konservative japanische Ministerpräsident Shinzo Abe hat erklärt, sich für eine Weiterführung des japanischen Walfangs auch in Zukunft einzusetzen. Anfang des Jahres hatte das höchste UNO-Gericht den japanischen Walfang für unzulässig erklärt, dabei allerdings Hintertürchen offen gelassen: Aktuell falle der sogenannte „wissenschaftliche“ Walfang Mangels wissenschaftlicher Substanz nicht unter die Kategorie Wissenschaft. Jedoch könnte ein neu strukturiertes Programm den Anforderungen für „wissenschaftlichen Walfang“ genügen, das allerdings nicht-tödliche Untersuchungsmethoden zum Zuge kommen lassen und mehr relevante Veröffentlichungen hervorbringen müsste.
„Er werde die wissenschaftliche Erforschung der Walbestände verstärken und auf diese Weise für eine Wiederaufnahme des kommerziellen Fangs sorgen“, so wird Abe in Medien zitiert – bemerkenswert, mit welcher Lockerheit dabei (angeblich) wissenschaftlicher und kommerzieller Walfang vermischt werden. Abe will auch, dass das Essen von Walfleisch international als Teil japanischer Kultur anerkannt wird. Allerdings ist selbst in Japan die Motivation vieler Japaner, diesen Teil ihrer Kultur aktiv zu pflegen, gering: trotz Werbung durch die Regierung läuft der Absatz nur schleppend.
Zwergwal vor der Antarktischen Halbinsel. 2005 tötete Japan 3500 Zwergwale zu „wissenschaftlichen“ Zwecken.