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Antarktis-Geschichte 3: die heroische Ära

Cars­ten Ege­berg Borchgre­vink

Borchgrevink (1894)

Cars­ten Ege­berg Borchgre­vink (1894)

In Jugend­jah­ren hat­te der Nor­we­ger Cars­ten Ege­berg Borchgre­vink (1864-1934) alle Berich­te der frü­he­ren Expe­di­tio­nen, die auf die­ser Sei­te erwähnt sind, gele­sen und beschlos­sen, selbst Ent­de­cker zu wer­den. In Mel­bourne konn­te er auf dem nor­we­gi­schen Wal­fangschiff Ant­ar­c­tic als Matro­se anheu­ern und gehör­te zur Besat­zung eines Ruder­boo­tes, der am 23. Janu­ar 1895 am Kap Ada­re, am Nord­rand des Ross­meers, die ers­te doku­men­tier­te Lan­dung auf ant­ark­ti­schem Fest­land über­haupt gelang (frü­he­re Lan­dun­gen durch Rob­ben­fän­ger um 1820 kön­nen nicht aus­ge­schlos­sen wer­den).

Southern Cross, Schiff von Borchgrevink (1895), im Eis

Die Sou­thern Cross ver­lässt die Hüt­ten am Kap Ada­re, 02. März 1899.

Dar­auf­hin gelang es ihm, Unter­stüt­zung für eine wei­te­re Expe­di­ti­on zu bekom­men und über­win­ter­te 1899 am Kap Ada­re, dies war die ers­te Über­win­te­rung auf dem ant­ark­ti­schen Kon­ti­nent. Durch zoo­lo­gi­sche und meteo­ro­lo­gi­sche Beob­ach­tun­gen tru­gen sie zur wis­sen­schaft­li­chen Erfor­schung der Ant­ark­tis bei, aber nen­nens­wer­te Rei­sen oder geo­gra­phi­sche Ent­de­ckun­gen gab es wäh­rend der Über­win­te­rung nicht. Rid­ley Beach, wo die Über­win­te­rungs­hüt­te stand, ist eine klei­ne, fla­che Halb­in­sel, die von stei­len Klip­pen begrenzt wird. So setz­te das Gelän­de den Mög­lich­kei­ten für Exkur­sio­nen, die sowohl Ent­de­ckun­gen als auch Abwechs­lung hät­ten brin­gen kön­nen, enge Gren­zen. 72 Tage lang blieb die Son­ne unter dem Hori­zont. Die Grup­pe hielt sich den größ­ten Teil der Zeit in der Hüt­te auf, wobei die Stim­mung schlech­ter wur­de. Borchgre­vink sah sich dazu gezwun­gen, sei­nen Män­nern schrift­lich mit­zu­tei­len, wel­ches Ver­hal­ten sei­ner Ansicht nach Meu­te­rei dar­stell­te. Dazu brann­te die Hüt­te ein­mal bei­na­he ab, und an einem ande­ren Tag füll­te sie sich mit Rauch, so dass die Män­ner bei­na­he erstick­ten. Der Zoo­lo­ge Nico­lai Han­son, der schon seit der Anrei­se krank gewe­sen war, starb am 14. Okto­ber 1899, ver­mut­lich an der Vit­amin­man­gel­er­kran­kung Beri­be­ri.

Nur 2 Tage nach Han­sons Tod wan­der­ten tau­sen­de von Ade­lie­pin­gui­nen an der Hüt­te vor­bei: Am Kap Ada­re befin­det sich die wahr­schein­lich größ­te Brut­ko­lo­nie die­ser Art welt­weit, dort brü­ten über 250.000 Brut­paa­re.

Nach­dem die Sou­thern Cross am 28. Janu­ar 1900 wie­der das Kap Ada­re erreicht hat­te, waren die Über­win­te­rer froh, am 02. Febru­ar den Ort zu ver­las­sen, an dem sie einen so lan­gen, ein­tö­ni­gen, kal­ten, von ner­ven­auf­rei­ben­dem Streit gepräg­ten Win­ter ver­bracht hat­ten. Anschlie­ßend besuch­te Borchgre­vink als zwei­ter nach James Clark Ross den Ross-Eis­schelf und stell­te fest, dass die­ser sei­ne Posi­ti­on seit der Expe­di­ti­on von Ross um 30 Mei­len nach Süden ver­än­dert hat­te. Auf einem nied­ri­gen Abschnitt des Eis­schelfs gelang eine Lan­dung, indem die Sou­thern Cross wie in einem Hafen anleg­te, und bei einem kur­zen Ski-Aus­flug erreich­te Borchgre­vinks Grup­pe 78°50′ süd­li­cher Brei­te und stell­te damit einen Süd­re­kord auf; die­se Posi­ti­on war 40 Mei­len süd­lich von der Brei­te, die Ross 1843 mit Ere­bus und Ter­ror erreicht hat­te.

Die Expe­di­ti­on stieß nach ihrer Rück­kehr auf rela­tiv wenig öffent­li­ches Inter­es­se. Der blo­ße Umstand einer Über­win­te­rung war inter­es­sant, und erst jetzt war man sich eini­ger­ma­ßen sicher, dass in der Ant­ark­tis kei­ne Gefahr bestand, von Eis­bä­ren gefres­sen zu wer­den. Ins­ge­samt zogen der Buren­krieg und die Vor­be­rei­tun­gen von Scotts bevor­ste­hen­der Dis­co­very-Expe­di­ti­on aber mehr Auf­merk­sam­keit auf sich. Trotz des mäßig erfreu­li­chen Win­ters schloss Lou­is Ber­nac­chi, der Erd­ma­gne­tis­mus-For­scher aus Tas­ma­ni­en, Scott an und kehr­te bald wie­der in die Ant­ark­tis zurück.

Southern Cross im Eis (1895)

Die Sou­thern Cross im Eis (1895).

Letzte Änderung: 17. November 2014 · Copyright: Rolf Stange
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