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Monats-Archiv: April 2017 − News & Stories


Wie geht es den Pin­gui­nen auf den Süd­ork­ney-Inseln?

Eine aktu­el­le Lang­zeit­stu­die berich­tet über die Ent­wick­lung der drei klei­nen Bürs­ten­schwanz­pin­gui­ne Adé­lie-, Zügel- und Esels­pin­gu­in auf den Süd­ork­ney-Inseln und ver­gleicht deren dor­ti­ge Situa­ti­on mit der Popu­la­ti­ons­ent­wick­lung um die Ant­ark­ti­sche Halb­in­sel.

Die For­scher kön­nen auf einen kon­ti­nu­ier­li­chen Daten­satz von 38 Jah­ren zurück­bli­cken, begin­nend mit der Sai­son 1978/79. Vor­her gab es nur spo­ra­di­sche Zäh­lun­gen. Wäh­rend die Popu­la­tio­nen von Adé­lie- und Esels­pin­gui­nen regel­mä­ßi­gen Schwan­kun­gen unter­lie­gen, sinkt die Zahl der Zügel­pin­gui­ne rela­tiv ste­tig. Aller­dings sind auch die Adé­lie­ko­lo­nien im Abneh­men begrif­fen. Den Esels­pin­gui­nen geht es über die Jah­re gese­hen rela­tiv gut, ihre Zahl steigt – ein Trend, der auch an der Ant­ark­ti­schen Halb­in­sel beob­ach­tet wur­de. Die For­scher erklä­ren das gefun­de­ne Mus­ter mit einem regem Aus­tausch nis­ten­der Vögel zwi­schen den ein­zel­nen Kolo­nien des Archi­pels.

Der­zeit wer­den die Adé­lie-, Zügel- und Esels­pin­guin­po­pu­la­tio­nen auf den Süd­ork­neys auf je etwa 200.000, 600.000 bzw. 5000–10.000 Brut­paa­re geschätzt.

Da man heu­te davon aus­geht, dass eine Popu­la­ti­ons­grö­ßen­ver­än­de­rung ein guter Indi­ka­tor für Ver­än­de­run­gen im Öko­sys­tem dar­stellt, wird eine Rei­he krill­fres­sen­der Arten, dar­un­ter die Bürs­ten­schwanz­pin­gui­ne, genau­er erforscht. Die Orga­ni­sa­ti­on CCAMLR (Kom­mis­si­on zur Erhal­tung der leben­den Mee­res­schät­ze der Ant­ark­tis) nutzt die­se Daten, um das mari­ne Öko­sys­tem zu beob­ach­ten und Fang­quo­ten für die Fische­rei fest­zu­le­gen.

Alle drei Arten brü­ten gemein­sam auf Signy Island, einer klei­nen Insel der Süd­ork­ney-Inseln. Wäh­rend der Brut­er­folg bei allen Arten über die Jah­re ähn­lich gut oder schlecht aus­fällt, gab es am Ende des beob­ach­te­ten Zeit­raums 42 % weni­ger Adé­lie­pin­gui­ne und 68 % weni­ger Zügel­pin­gui­ne. Im glei­chen Zeit­raum nahm die ursprüng­lich viel klei­ne­re Esels­pin­guin­po­pu­la­ti­on um 255 % zu! His­to­ri­sche Daten bele­gen einen kom­plett ande­ren Trend zwi­schen 1947 und 1978: Die Zah­len der ers­ten bei­den Arten stie­gen hier enorm an.

Die Popu­la­ti­ons­ent­wick­lung scheint laut Aus­sa­gen eini­ger Wis­sen­schaft­ler mit dem regio­na­len Rück­gang des Meerei­ses und der Erwär­mung der Regi­on im Zusam­men­hang zu ste­hen. Doch ganz so ein­fach machen es sich die For­scher der vor­lie­gen­den Stu­die nicht. Denn eis­lie­ben­de Adé­lies und eis­mei­den­de Zügel­pin­gui­ne unter­lie­gen dem­sel­ben Rück­gang. Die Über­le­bens­ra­te der jun­gen Pin­gui­ne im ers­ten Win­ter, der Zugang zu Krill­schwär­men und der zah­len­mä­ßi­ge Anstieg von See­bä­ren (oft auch Pelz­rob­ben genannt) und Walen als Nah­rungs­kon­kur­ren­ten in der Regi­on schei­nen eben­falls eine gro­ße Rol­le zu spie­len. Allein zwi­schen 1977 und 1994 stieg die Zahl der See­bä­ren auf Signy Island um das zehn­fa­che.

Um die Hin­ter­grün­de für den Rück­gang der einen Art und den Erfolg der ande­ren genau­er zu ver­ste­hen, müs­sen die Wis­sen­schaft­ler die Dyna­mik des Sys­tems noch ein­ge­hen­der erfor­schen. Dabei sind ihre Lang­zeit­da­ten der letz­ten Jahr­zehn­te und die Daten aus ande­ren Fach­be­rei­chen ein wich­ti­ger Modell­bau­stein.

Kehl­streif­pin­gui­ne bei den Süd­ork­ney-Inseln.

Kehlstreifpinguine, Südorkney-Inseln

Neue vir­tu­el­le Tour: Ver­nad­sky Sta­ti­on

Vie­le Ant­ark­tis-Besu­cher haben die gast­freund­li­che ukrai­ni­sche Sta­ti­on Ver­nad­sky ken­nen­ge­lernt. Jetzt kann man die Ver­nad­sky Sta­ti­on auf die­ser Web­sei­te vir­tu­ell besu­chen: Es gibt nun eine kom­plet­te Pan­ora­ma-Tour durch die Räum­lich­kei­ten der Sta­ti­on, von aus­ge­wähl­ten wis­sen­schaft­li­chen Arbeits­räu­men bis zur berühm­ten Fara­day-Bar. Hier kli­cken – Viel Spaß!

Orni­tho­lo­gi­sche Beson­der­heit aus der Ant­ark­tis

Im Nord­wes­ten der Ant­ark­ti­schen Halb­in­sel lie­gen die Süd­shet­land-Inseln. Hier häu­fen sich For­schungs­sta­tio­nen vie­ler Län­der, weil eini­ge der Inseln leicht erreich­bar und zu gerin­gen Tei­len eis­frei sind. Auf die­sen Inseln macht sich das wär­me­re Kli­ma der letz­ten Jahr­zehn­te, was die gesam­te Ant­ark­ti­sche Halb­in­sel betrifft, beson­ders bemerk­bar. Manch einer ver­gleicht das Som­mer­wet­ter der Süd­shet­lands schon mit dem auf den Falk­land-Inseln.

Die größ­te Insel in die­sem Archi­pel ist King Geor­ge Island, etwa 1000 km süd­lich von Kap Horn gele­gen. Nur ein Zehn­tel der Insel ist frei von Eis und bie­tet aus­rei­chend Raum für 24
For­schungs­sta­tio­nen und Schutz­hüt­ten von zwölf Natio­nen. Acht Sta­tio­nen wer­den das gan­ze Jahr lang betrie­ben. Auch deut­sche For­scher sind hier seit Jah­ren regel­mä­ßig unter­wegs. Auf King Geor­ge Island tum­meln sich vor allem vie­le Bio­lo­gen. Die kar­ge Pflan­zen­welt wird beob­ach­tet, Meer-Land-Nah­rungs­ket­ten unter­sucht, mari­ne Lebens­räu­me stu­diert, aber neben­bei zäh­len die For­scher auch flei­ßig Vögel.

Pol­ni­sche For­scher machen das schon seit fast 40 Jah­ren, seit ihre Sta­ti­on das ers­te Mal 1977 in Betrieb genom­men wur­de. 1981 wur­de auf Ard­ley Island, einer klei­nen Gezei­ten­in­sel in der Max­well Bay, zum ers­ten Mal ein Weiß­bür­zel­strand­läu­fer (Calid­ris fusci­col­lis) beob­ach­tet, was aller­dings nicht heißt, dass vor 1977 die­se Art sich nie hier­her ver­irr­te, vor­her gab es nur kein Beob­ach­tungs­pro­gramm. Seit­her tau­chen im Som­mer immer wie­der klei­ne Grup­pen oder ein­zel­ne Vögel in der Regi­on auf. Über einen Beob­ach­tungs­zeit­raum von 30 Jah­ren konn­ten die­se klei­nen Wat­vö­gel zwölf Mal nach­ge­wie­sen wer­den. In acht Fäl­len waren die Früh­som­mer wär­mer als gewöhn­lich.

Weiß­bür­zel­strand­läu­fer sind, wie die bekann­te Küs­ten­see­schwal­be, Zug­vö­gel der Super­la­ti­ve. Sie brü­ten in der ark­ti­schen Tun­dra Nord­ame­ri­kas und zie­hen inner­halb von einem Monat, fast ohne Pau­se, in gro­ßen Schwär­men, nach Süden. Bei Suri­nam bie­gen sie dann auf die Inland­rou­te ab und über­que­ren das bra­si­lia­ni­sche Ama­zo­nas­ge­biet, bevor sie im Okto­ber ihre Über­win­te­rungs­plät­ze in Argen­ti­ni­en und Chi­le errei­chen. Die Rast­lo­ses­ten unter ihnen flie­gen wei­ter und über­win­tern in Feu­er­land oder auf den Falk­land­in­seln. War­um eini­ge Indi­vi­du­en sich für Inseln in den kal­ten ant­ark­ti­schen Gewäs­sern, wie Süd­ge­or­gi­en, Süd­ork­neys oder Süd­shet­lands ent­schei­den ver­ste­hen die For­scher erst lang­sam.

Im Gegen­satz zu ande­ren Regio­nen des Ant­ark­ti­schen Kon­ti­nents erfährt die Ant­ark­ti­sche Halb­in­sel eine rasche, dras­ti­sche Erwär­mung. Mes­sun­gen der durch­schnitt­li­chen Som­mer­tem­pe­ra­tu­ren erga­ben eine Erhö­hung um zwei Grad, die Durch­schnitts­tem­pe­ra­tu­renfür den Win­ter lie­gen sogar 5-6 Grad höher als vor 50Jahren. Gerin­ge­re Win­ter­tem­pe­ra­tu­ren und das exis­tie­ren­de Ozon­loch sind dafür ver­ant­wort­lich, dass die regel­mä­ßig wie­der­keh­ren­den West­wind-Zyklo­ne zwar weni­ger häu­fig, dafür aber um so stär­ker auf­tre­ten. Sie brin­gen war­me, feuch­te Mee­res­luft und ab und an eben auch gefie­der­te Irr­gäs­te an die Küs­ten. Zusätz­lich hat sich in den letz­ten vier Jahr­zehn­ten die Sai­son mit Meer­eis­be­de­ckung um etwa 90 Tage ver­kürzt. An der Ant­ark­ti­schen Halb­in­sel bil­det sich das Meer­eis spä­ter und ver­schwin­det zei­ti­ger.

All das sind Vorraus­set­zun­gen für einen Fau­nen- und Flo­ren­wan­del über die kom­men­den Jahr­zehn­te, spe­zi­ell für die am nörd­lichs­ten gele­ge­nen Aus­läu­fer der Ant­ark­tis: die Süd­shet­land-Inseln. Und so ist es kein Wun­der, dass auch in die­sem Janu­ar, auf­merk­sa­me Gui­des und Tou­ris­ten auf King Geor­ge Island eine klei­ne Grup­pe­Weiß­bür­zel­strand­läu­fer gesich­tet hat. Eini­ge wur­den ruhig fres­send im Schlamm eines klei­nen Schmelz­was­ser­tüm­pels beob­ach­tet. Ande­re pfleg­ten ihr Gefie­der und schie­nen kei­ne Anzei­chen von Nah­rungs­man­gel auf­zu­wei­sen. (Ste­phen F. Bai­ley auf M/V Aka­de­mik Ser­gey Vavil­ov, in: IAATO-News­let­ter)

Weiß­bür­zel­strand­läu­fer (Calid­ris fusci­col­lis). Foto © Wiki­me­dia Com­mons.

Weißbürzelstrandläufer

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