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Antarktis-Geschichte 3: die heroische Ära

Jean-Bap­tis­te Char­cot: die Expe­di­ti­on mit der Fran­çais (1903-05)

Jean-Bap­tis­te Éti­en­ne Augus­te Char­cot (1867-1936) war aus­ge­bil­de­ter Arzt und erb­te von sei­nem Vater ein gro­ßes Ver­mö­gen, so dass er sich sei­ner Lei­den­schaft, den Ent­de­ckungs­rei­sen und der Ozea­no­gra­phie, hin­ge­ben konn­te, sobald sei­ne Eltern 1895 das Zeit­li­che geseg­net hat­ten. Nach dem Abschluss des Medi­zin­stu­di­ums stu­dier­te er Bak­te­rio­lo­gie und bil­de­te sich als See­fah­rer aus. Nach ver­schie­de­nen ande­ren Rei­sen ging er an die Vor­be­rei­tung sei­ner ers­ten Expe­di­ti­on mit sei­ner eige­nen Yacht, die ihn in die Ant­ark­tis füh­ren soll­te, wobei der Plan – dazu kom­men wir gleich – ursprüng­lich ein ande­rer war. Einer Idee aus Kind­heits­ta­gen fol­gend, nann­te er sei­ne Schif­fe fast alle Pour­quoi Pas? („War­um nicht?“). Char­cot ver­schliss auf sei­nen Rei­sen meh­re­re Schif­fe die­ses Namens, auch in der Ant­ark­tis fuhr er sei­ne Schif­fe mehr­fach auf Fel­sen (in fast der glei­chen Posi­ti­on 🙂 ), konn­te dort aber grö­ße­re Kata­stro­phen ver­mei­den. 1936 ging sein Schiff aller­dings vor Island ver­schol­len, so dass der begeis­ter­te See­fah­rer Char­cot schließ­lich doch ein nas­ses Grab fand.

Auf sei­nen bei­den Ant­ark­tis-Expe­di­tio­nen wid­me­te Char­cot sich der Erfor­schung der West­küs­te der Ant­ark­ti­schen Halb­in­sel und gehört somit neben de Ger­la­che zu jenen, wel­che maß­geb­lich die Gewäs­ser erkun­de­ten und die Küs­ten ent­deck­ten, wo heu­te der größ­te Teil des Ant­ark­tis-Tou­ris­mus statt­fin­det. Schon des­halb soll­te man von den Rei­sen von Char­cot gehört haben.

Char­cots ers­te Fahrt in kal­te Gewäs­ser fand 1902 statt und führ­te ihn nach Island und Jan May­en. 1903 ließ er ein eige­nes Schiff mit dem Namen Fran­çais („war­um nicht“, könn­te man fra­gen) bau­en. Das 250 Ton­nen Fahr­zeug erfüll­te alle Anfor­de­run­gen an ein robus­tes, der Wis­sen­schaft die­nen­des Expe­di­ti­ons­schiff, nur reich­te selbst Char­cots Reich­tum am Ende nur für einen unter­di­men­sio­nier­ten 125 PS Motor, was sich als nicht aus­rei­chend erwei­sen soll­te.

Eigent­lich hat­te Char­cot eine Expe­di­ti­on nach Nova­ya Zem­lya geplant, aller­dings wur­de in der Ant­ark­tis die schwe­di­sche Expe­di­ti­on des Polar­for­schers Otto Nor­denskjöld ver­misst. Char­cot beschloss, Nor­denskjöld zu Hil­fe zu kom­men und änder­te sei­ne Plä­ne ent­spre­chend. Eigent­lich soll­te der erfah­re­ne, frisch­ver­mähl­te de Ger­la­che die Expe­di­ti­on beglei­ten, aber Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten führ­ten dazu, dass die­ser die Fran­çais in Bra­si­li­en ver­ließ und lie­ber zu sei­ner Frau zurück­kehr­te. Der nächs­te Rück­schlag ließ nicht lan­ge auf sich war­ten: in Bue­nos Aires traf Char­cot auf Nor­denskjöld, der zwi­schen­zeit­lich geret­tet wor­den war.

Jean Bap­tis­te Char­cot, Lei­ter zwei­er Ant­ark­tis-Expe­di­tio­nen: 1903-05 mit der Fran­çais und 1908-10 mit der Pour­quoi Pas?.

Jean Baptiste Charcot

Am 10. Janu­ar 1904 erreich­te die Expe­di­ti­on Ushua­ia und wenig spä­ter die Ger­la­che Strait auf der West­sei­te der Ant­ark­ti­schen Halb­in­sel. Durch den Lemai­re Kanal ging es bis zu den Bis­coe Islands nach Süden. Zu den Ent­de­ckun­gen der nächs­ten Wochen gehör­te ein sehr nütz­li­cher und wun­der­bar schö­ner Natur­ha­fen, der Port Lock­roy genannt wur­de; die­sen Ort ler­nen die meis­ten Ant­ark­tis-Tou­ris­ten ken­nen. Bei Booth Island, direkt west­lich des berühm­ten Lemai­re Kanals, ent­deck­te Char­cot eine geschütz­te Bucht, die sich zur Über­win­te­rung eig­ne­te. Sie ist seit­dem als Port Char­cot bekannt.

Port Charcot, Booth Island

Port Char­cot (die klei­ne Bucht ganz vorn rechts), Booth Island.

Trotz reich­li­cher Ver­pfle­gung bis hin zu täg­lich fri­schem Brot sowie Wein und Spi­ri­tuo­sen, war die Stim­mung wäh­rend des Win­ters gereizt. Ansons­ten ver­lief die Über­win­te­rung aber erfolg­reich, und Char­cot mach­te sich am 24. Novem­ber 1904 auf eine 11-tägi­ge Erkun­dungs­fahrt mit dem Bei­boot auf. Er kar­tier­te die Küs­te der Ant­ark­ti­schen Halb­in­sel süd­lich vom Lemai­re Kanal, im Bereich des Gran­di­dier Chan­nel.

Port Charcot, Booth Island

Res­te von Char­cots magne­ti­schem Obser­va­to­ri­um bei Port Char­cot auf Booth Island.

Sobald das Schiff gegen Ende Dezem­ber den Win­ter­ha­fen ver­las­sen konn­te, gin­gen die Ver­mes­sungs- und sons­ti­gen For­schungs­ar­bei­ten wei­ter. Der höchs­te Berg der Anvers Insel, Mount Fran­çais (2760 Meter hoch) erhielt dabei sei­nen Namen. Spä­ter erreich­te die Fran­çais bei 67° 25′ S ihre süd­lichs­te Brei­te, lief dann aber vor Ade­lai­de Island auf eine Untie­fe auf und begann zu sin­ken. Nur mit Mühe und Not gelang es, Port Lock­roy zu errei­chen und das Schiff dort soweit zu repa­rie­ren, dass die Über­fahrt über die Dra­ke Pas­sa­ge nach Argen­ti­ni­en gewagt wer­den konn­te, wo die Expe­di­ti­on Anfang März 1904 ein­traf. Char­cot ver­kauf­te die Fran­çais noch vor Ort an die argen­ti­ni­sche Regie­rung.

Port Lockroy

Port Lock­roy.

Sei­ne Heim­kehr nach Frank­reich war ein öffent­li­cher Tri­umph. Die Expe­di­ti­on konn­te auf umfang­rei­che wis­sen­schaft­li­che Ergeb­nis­se ver­wei­sen. Hun­der­te Kilo­me­ter vor­her unbe­kann­ter Küs­ten waren kar­tiert und dar­über hin­aus wis­sen­schaft­li­che Arbei­ten auf ver­schie­de­nen Gebie­ten durch­ge­führt wor­den. Die Ergeb­nis­se soll­ten letzt­lich 18 Bän­de fül­len.

Pri­vat war die Rück­kehr für Char­cot weni­ger tri­um­phal: Zwi­schen­zeit­lich hat­te sei­ne Frau sich schei­den las­sen.

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Letzte Änderung: 17. März 2016 · Copyright: Rolf Stange
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