Der Südozean – das hört sich so nach Südsee an – das sind die brüllenden Vierziger, die wilden Fünfziger und die schreienden Sechziger. Auf deutsch hört sich das wohl ziemlich komisch an, man denkt da vielleicht eher an einen etwas außer Kontrolle geratenenen Männergesangsverein als an die windigsten Breitengrade des Planeten. Bei den roaring forties, den furious fifties und den screaming sixties weiß man gleich Bescheid.
Heute röhren die Vierziger wie die Hirsche im herbstlichen Wald, das ist an sich schon ein Spektakel. Natürlich konnte so keine Rede davon sein, entlang der wilden Klippen von Campbell Island auf Zodiactour zu gehen, auf der Suche nach Gelbaugen- und Felsenpinguinen und den diversen Albatrossen und Seelöwen, die es hier so gibt, geschweige denn, an Land zu gehen. Wie war das mit dem Berg und dem Propheten … Albatrosse zu Dutzenden ums Schiff herum, und geduldiges Warten wurde über kurz oder lang auch mit dem Anblick eines vorbeiplanschenden Gelbaugenpinguins und eines über die Wellen springenden Seelöwen belohnt. Habe ich jemals schon soviele der Großen Albatrosse auf einem Fleck gesehen? Ich glaube kaum. Zeitweise über 20 der „Großen“, darunter versteht man Wander- und Königsalbatrosse. Wahrscheinlich waren es allesamt Könige.
Kaum weniger interessant war der Blick auf den Windmesser. 40-50 Knoten, also 70-90 km/h, reichen eigentlich völlig aus. Spannend waren die Böen. Bis zu 84 Knoten wurden beobachtet, das sind gut 150 km/h. Windstärke 12 auf der berühmten Beaufort-Skala fängt bei 64 Knoten an, darüber hinaus ist nichts mehr definiert. Ab 64 Knoten heißt das Orkan. Wie gesagt, 84.
Hier drücken jetzt alle die ganze Nacht lang alle Daumen, dass es bis morgen früh ein wenig ruhiger wird. Dann stehen wir nämlich kurz nach Sonnenaufgang auf Campbell Island. Wäre doch noch etwas, so als Sahne auf dem Kuchen.