So
11 Jan
2015
10.-11. Januar 2015 – Vor die Antarktis hat der liebe Gott die Drake-Passage gesetzt, und die hat ja einen guten Ruf. Dem wird sie allerdings gerade so ganz und gar nicht gerecht, zu unserer großen Freude. Die nächtliche Ausfahrt aus dem Beagle-Kanal war praktisch nicht zu merken, und man könnte nun an Bord fast Billard spielen, was auf schwankendem Untergrund ja so eine Sache ist. Also wirklich kein Grund zur Klage. Wer wollte, konnte sich gestern sogar einen Sonnenbrand an Deck holen. Gestern waren eher wenige Vögel ums Schiff herum unterwegs, heute Vormittag wurden es mehr: Wanderalbatrosse verschiedener Altersstufen, was man ihnen am Gefieder ja schön ansehen kann. Je älter sie sind, desto weißer werden sie. Dazu eine gute, repräsentative Auswahl dieser Windbewohner von den kleinen, lebhaften Buntfußsturmschwalben (wer denkt sich so einen Namen aus?) über die schön gemusterten Kapsturmvögel und vereinzelte Weißkinnsturmvögel bis zu den majestätischen Albatro ssen. Alle stehen an Deck, erfreuen sich an dem Schauspiel und machen Zielschießen mit den Kameras. Glücklich, wer über schnelles Gerät verfügt J
Am zweiten Tag ist es merkbar kälter, die Luft beißt schon ein wenig durch dünne Klamotten hindurch, der eine oder andere Schneeschauer reduziert die Sicht vorübergehend. Zwischendurch lassen sich die ersten Wale blicken, eine Gruppe von 7-8 Finnwalen, die über 3000 m Wasser ihre bedächtigen Bahnen ziehen.
Man würde wohl nicht vermuten, dass man auf einer Antarktis-Reise zunächst zum Staubsaugen gezwungen ist. Aber der versehentliche Transport irgendwelcher an der Kleidung haftender Samen oder Insekten muss um jeden Preis vermieden werden, und da fällt eine kleine Reinigung von Kleidung und Ausrüstung nicht nennenswert ins Gewicht.
Unnötig zu erwähnen, dass diese Tage auf See regelmäßig von Vorträgen aufgebrochen werden, von Einführungen in die Seevögel und Wale der Region bis hin zu den obligatorischen Einweisungen in umweltfreundlich-gutes Benehmen in der Antarktis.
Nachmittags fängt es an zu schneien. Die Südshetland Inseln sind nicht mehr weit, bei guter Sicht hätten wir sie schon am Horizont im Blick. Kapsturmvögel in großer Zahl und ein wunderschöner, eleganter Rußalbatros kreisen um das Schiff, während an Bord die Spannung mit jeder Meile steigt.