Fr
9 Jan
2015
Unglaublich, wieviel 152 Menschen in 31 Tagen futtern sollen. Weit über ein Dutzend Leute kann sich über einen halben, intensiven Tag hinweg damit beschäftigen, Kartons und Kisten mit allem Möglichen von gefrorenem Fisch bis zu dicken Melonen die Gangway hoch- und die Treppe herunterzutragen. Was sich so effizient anfühlt, wie einen Kohlefrachter mit Eimer zu beladen. Aber es hält fit! Und zu sehen, dass auf jeder Fischkiste das MSC-Siegel prangt, das Fisch aus nachhaltiger Fischerei garantieren soll, hält die Laune oben. Ist doch was. Etwas schneller wäre es noch gegangen, wenn der argentinische Zoll nicht Stunden gebraucht hätte, um die Papiere für unser Frischgemüse zu stempeln, der Rest ging irgendwie schneller.
Gleichzeitig wird Treibstoff gebunkert. Natürlich herrscht dabei auf dem Schiff striktes Rauchverbot. Es hat gewissen Unterhaltungswert zu sehen, wie argentinische Uniformsträger entspannt rauchend an der ratternden Dieselpumpe lehnen. Gut, dass der Sprit weiß, dass da quasi der Staat mit dem Glimmstengel steht.
Den sonst üblichen, letzten Gang in irgendeines der vielen Cafés in Ushuaia spare ich mir, die Zeit ist schon zu weit fortgeschritten, lieber noch schnell die Siebensachen in der Kabine verteilen, die ich mir mit meinem Kollegen Dmitri („Dima“) teile, einem russischen Marinbiologen, der in Seattle und Japan lebt und lehrt. Ist doch auch mal `ne Biographie. Damit fällt man aber nicht allzu sehr auf in diesem Team. Auch wenn ich noch nicht alle persönlich kenne, aber alle sind altebekannte Namen in dieser Branche. Leute wie Don MacFadzien, der Chef. Er weiß selber gar nicht genau, wie viele Reisen er schon ins Rossmeer gemacht hat. Oder der stets gutgelaunte Jim Mayer, der früher mal für den British Antarctic Survey gearbeitet hat. Er war damals damit beschäftigt, irgendwas in die Luft zu sprengen, und es soll viel Spaß gemacht haben. Die übrigen Antarktis-Jahre hat er dann aber lieber mit weniger Knallerei verbracht, auf Schiffen wie unserer Ortelius.
Der Nachmittag bringt die übliche Hektik, 93 Passagiere heißen wir willkommen, bringen sie unter, üben zusammen den Notfall mit Schwimmwesten und Rettungsbooten – auf dass er nie eintrete! Ein Gläschen Sekt mit Kapitän Ernesto Barría – auch ein guter, alter Bekannter – und dann fordert der leere Magen die erste Befüllung, während draußen der Beagle-Kanal in leichtem Nieselregen vorbeigleitet. Kurz fällt der Anker noch vor Puerto Williams, damit 3 chilenische Hubschrauber an Bord fliegen und verstaut werden können. Ja, wir haben 1 mehr als vor 2 Jahren, aber wir sind ja auch eine größere Gruppe. Schön, auch unter den Hubschraubermannschaften bekannte Gesichter zu sehen, gute, sehr erfahrene Leute.