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Vul­ka­ni­sche Akti­vi­tät unter Thwai­tes Glet­scher trägt zum Schmel­zen bei

Der Thwai­tes Glet­scher in der West­ant­ark­tis hat in den letz­ten und Mona­ten eine Men­ge media­ler Auf­merk­sam­keit bekom­men, da sein Kol­laps vor­her­ge­sagt wird. Der Thwai­tes Glet­scher ist bis 4 Kilo­me­ter dick und so gewal­tig, dass im Fall eines tota­len Zer­falls sein Eis­vo­lu­men mit 1 bis 2 Metern (!) zum glo­ba­len Mee­res­spie­gel­an­stieg bei­tra­gen wür­de – ein dra­ma­tisch hoher Wert. Für die hohen Abschmelz­ra­ten des Thwai­tes Glet­scher wird bis­lang vor allem wär­me­res Meer­was­ser ver­ant­wort­lich gemacht. Der Glet­scher liegt auf gro­ßer Flä­che weit unter dem Mee­res­spie­gel auf dem unter­la­gern­den Fels, was ihn beson­ders anfäl­lig für Ver­än­de­run­gen macht. Die­ser Umstand trifft auf gro­ße Tei­le des Eis­schil­des in der West­ant­ark­tis zu, die ohne Eis aus meh­re­ren Insel­grup­pen bestün­de, aber nicht aus einer durch­ge­hen­den Land­mas­se über dem Mee­res­spie­gel.

Zeit­punkt des Beginns und Dau­er des Zer­falls­pro­zes­ses des Thwai­tes Glet­scher sind aller­dings unbe­kannt, auch wenn als sehr wahr­schein­lich gilt, dass die­ser über kurz oder lang ein­set­zen wird. Über eine Haupt­grö­ße zum Ver­ständ­nis gro­ßer Glet­scher lag bis­lang kei­ner­lei detail­lier­te Infor­ma­ti­on vor: der geo­ther­mi­sche Wär­me­strom, also der Wär­me­fluss von der Erd­krus­te zum Glet­scher. Bis­lang ist man davon aus­ge­gan­gen, dass der Wär­me­fluss unterm Thwai­tes Glet­scher gleich­mä­ßig in der Flä­che ver­teilt ist.

Geo­phy­si­ker von der Uni­ver­si­ty of Texas haben nun mit radar­ba­sier­ten Metho­den Schmelz­was­ser­flüs­se an der Glet­scher­ba­sis des Thwai­tes Glet­scher kar­tiert. Dabei stell­te sich her­aus, dass die räum­li­che Ver­tei­lung alles ande­re als gleich­mä­ßig ist. Stel­len­wei­se beträgt der Wär­me­fluss bis zu 200 Mil­li­watt pro Qua­drat­me­ter, im Schnitt liegt er bei 100. Im glo­ba­len Durch­schnitt (nur Kon­ti­nen­te) sind es gera­de ein­mal 65.

Ein Wär­me­zu­fluss die­ser Grö­ßen­ord­nung ist „signi­fi­kant“, also eine wich­ti­ge Ein­fluss­grö­ße auf den Glet­scher, der infol­ge­des­sen an der Unter­sei­te schmilzt. Schmel­zen an der Küs­te, im Kon­takt­be­reich zum Oze­an, fin­det eben­falls statt. Der geo­ther­mi­sche Wär­me­fluss ist im Gegen­satz zum Schmel­zen im Küs­ten­be­reich unab­hän­gig vom Kli­ma.

Ver­ant­wort­lich gemacht wird hin­ge­gen die Geo­lo­gie. Die West­ant­ark­tis ist geo­lo­gisch aktiv, unter ihrem Eis­schild wer­den Rift­sys­te­me ver­mu­tet, wie das Rift Val­ley in Ost­afri­ka. Dies führt zu Bewe­gung von Mag­ma und dadurch Antrans­port gro­ßer Wär­me­men­gen in der Tie­fe, bis hin mög­li­cher­wei­se zu Vul­ka­nis­mus unterm Glet­scher, wie er in ver­gleichs­wei­se klei­ne­rer Form aus Island bekannt ist.

Don Blan­ken­ship, Wis­sen­schaft­ler der Uni­ver­si­ty of Texas und einer der Autoren einer jüngst ver­öf­fent­lich­ten Stu­die zum The­ma, for­mu­liert es so: „Es han­delt sich um das kom­ple­xes­te ther­mi­sche Umfeld, das man sich vor­stel­len kann.“ Die Krus­te unter dem Thwai­tes Glet­scher ver­gleicht er mit einer Koch­plat­te mit meh­re­ren Flam­men, die alle auf unter­schied­li­cher Stär­ke lau­fen, wäh­rend es zwi­schen ihnen rela­tiv kühl ist. „Und dann legst du den dyna­misch kri­tischs­ten, insta­bils­ten Eis­schild der Erde genau dar­über, und dann ver­suchst du, es zu model­lie­ren. Das ist prak­tisch unmög­lich.“

Natür­lich wird den­noch an Model­len für den Thwai­tes Glet­scher gear­bei­tet, die von den neu­en Ergeb­nis­sen erheb­lich pro­fi­tie­ren dürf­ten.

Glet­scher an der Ant­ark­ti­schen Halb­in­sel: ein Zwerg im Ver­gleich zum Thwai­tes Glet­scher.

Gletscher, Antarktische Halbinsel

Quel­le: Uni­ver­si­ty of Texas

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Letzte Änderung: 12. Juni 2014 · Copyright: Rolf Stange
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