2012 ließ das British Antarctic Survey eine hochmoderne Forschungsstation im Osten des Weddellmeeres errichten: Halley VI; nachdem die fünf Vorgängerstationen unbewohnbar geworden waren. Ähnlich wie die deutsche Forschungsstation Neumayer III, die 2009 erstmals von Forschern bezogen wurde, steht Halley VI auf dem Schelfeis. Schon Neumayer III wurde für ihren Standort optimiert. Sie sollte dem vorherrschenden starken Winden trotzen können und verwehter Schnee sollte sich nicht um die Station ansammeln. Eis bewegt sich und dessen Fließkräfte sollten auch den Bau nicht beschädigen können. Das Gebäude wurde auf hydraulischen Stützen errichtet, mit denen es nach und nach auf das Niveau der aktuellen Schneedecke gebracht werden kann. Doch die deutsche Station ist stationär. Am derzeitigen Standort driftet sie mit einer Geschwindigkeit von 157 Meter pro Jahr in Richtung Schelfeiskante. Die Briten verbesserten ihren Neubau, und im Februar 2012 stand ein Modulbau auf Kufen auf dem Brunt-Schelfeis. Er kann ebenso hydraulisch aus dem Schnee gehoben werden. Pro Jahr gibt es am Standort knapp 1,5 Meter Schnee, zusätzlich zu Verwehungen. Das ca. 150 Meter dicke Schelfeis unter Halley VI bewegt sich aber mit einer Geschwindigkeit von mehr als 400 Meter pro Jahr gen Eiskante. Damit die Station über die Jahre nicht verloren geht, können schwere Fahrzeuge die einzelnen Module auf ihren Skiern von ihrem Standort fortbewegen.
Als Halley VI bezogen wurde, waren südlich der Station mehrere Eisklüfte bekannt. Knapp ein Jahr später wurden nach 35 Jahren wieder Aktivitäten in den Klüften gemessen: sie begannen weiter aufzubrechen. Die Spalte, welche der Station am nächsten lag, vergrößerte sich um etwas 1,7 Kilometer pro Jahr. Sie droht nun die Station vom Festland abzuschneiden. Als im Oktober letzten Jahres sich ein Riss im nördlich gelegenen Eis auftat, entschieden sich die Verantwortlichen zu handeln und bestimmten eine Evakuierung der Station. Innerhalb von 3 Jahren soll der Umzug abgeschlossen sein. 2015/16 wurde ein neuer Ort samt sicherer Reisestrecke gesucht. Diesen Südsommer wurden zeitweilige Unterkünfte für die Arbeiter errichtet und erste Module sollen mit schweren Traktoren auf Skitour gehen. Im nächsten Sommer, so hoffen die Polarforscher, soll die Station wieder vollständig, 23 Kilometer landeinwärts, stehen. Der Versorgungsweg über die Schelfeiskante verlängert sich so auf 40 Kilometer. Aber sicher ist sicher!