Hinter dem „Habitat Restoration Project“ des South Georgia Heritage Trust (SGHT) verbirgt sich bekanntermaßen das hoch ambitionierte Projekt, Südgeorgien von der Rattenplage zu befreien. Seit Robbenfänger die Insel im Südatlantik im 19. Jahrhundert heimsuchten und dabei die Wanderratte einschleppten, hat diese sich fast überall ausgebreitet: Eine Katastrophe für Millionen kleinerer Seevögel, die im hohen Tussock-Gras oder in Erdgängen brüten. Die Bestände wurden schnell und dramatisch von den Ratten reduziert, die Gelege und Küken räubern. Größeren Vögeln wie Wanderalbatrossen und Königspinguinen und deren Nestern scheinen die Ratten nur im Einzelfall gefährlich zu werden.
Nachdem andere, allerdings deutlich kleinere subantarktische Insel wie Campbell Island und Macquarie Island südlich von Neuseeland erfolgreich von Ratten und anderen eingeschleppten Tieren befreit wurden, hat der SGHT beschlossen, das scheinbar Unmögliche zu versuchen und die Ratten auf einer Insel von der Größe Südgeorgiens auszurotten. Dabei hilft, dass die für Ratten unpassierbaren Gletscher die Insel in verschiedenere kleinere Areale unterteilen, die jeweils für sich bearbeitet werden können. Allerdings drängt die Zeit: Die Gletscher ziehen sich kräftig zurück und werden in absehbarer Zeit passierbare Strände freigeben, so dass die kleinere Gebiete zu großen Flächen zusammenwachsen, in denen die Ausrottung der Ratten technisch nicht mehr möglich wäre. Also heißt es: jetzt oder nie!
Das Verfahren, bei dem flächendeckend Giftköder aus Hubschraubern abgeworfen werden, ist ausgeklügelt, grundsätzlich aber von den erwähnten anderen Inseln wie Campbell, Macquarie und anderen früheren Projekten bekannt. Die dort involvierten Teams bringen nun ihr Wissen und ihre Erfahrung in Südgeorgien ein. Bestimmte Techniken, Köder und die Wahl der richtigen Zeit zu Beginn des Winters, wenn viele Seevögel die Brutplätze bereits wieder verlassen haben, sollen sicherstellen, dass andere Tiere nicht betroffen sind. Geringe Verluste unter Arten wie Skuas und Riesensturmvögeln sind nicht zu vermeiden, aber die Zahlen sind niedrig und weit von einem bestandsgefährdenden Ausmaß entfernt.
Eine erste Testphase auf einem kleineren Teilgelände verlief erfolgreich, wie auch die erste von zwei Hauptphasen, in denen größere Gebiete bearbeitet werden. Mehrere Hubschrauber sind im Einsatz, um die großen Flächen innerhalb der kurzen Zeit, in der das Wetter Flüge zulässt, bearbeiten zu können. Die erste Hauptphase konnte trotz widriger Wetterbedingungen erfolgreich abgeschlossen werden, nachdem anhaltend schlechtes Wetter „Team Rat“ bereits zur Verzweiflung getrieben hatte.
Der Abschluss des Projekts ist 2015 geplant. Noch sind Ratten auf großen Teilflächen in Südgeorgien verbreitet, und viele Flugstunden werden erforderlich sein, um die Arbeit erfolgreich zu beenden. Eine Kontrolle der sich schnell vermehrenden Rattenpopulation ist nicht möglich, sondern nur Erfolg im Sinn einer totalen Ausrottung oder ein totaler Fehlschlag. Überlebt auch nur ein schwangeres Weibchen, war der gewaltige Aufwand umsonst.
Erste Funde von Nestern von Vögeln innerhalb von Gebieten, in denen diese wegen der Ratten jahrzehntelang nicht brüten, zeigen, dass Erfolg möglich ist und dass der Aufwand sich lohnt. Im Januar wurden Nester von endemischen Südgeorgien-Riesenpipern in vormals rattenverseuchten Gebieten gesichtet (siehe Foto unten).
Nun hängen Wohl und Wehe am Wettergott und an der Finanzierung: Die gewaltige Logistik, um das Team, die Ausrüstung und mehrere Hubschrauber nach Südgeorgien zu schaffen (dort sind sonst keine Hubschrauber stationiert), kostet Millionen. Der SGHT freut sich über jede Spende (hier klicken, um zu spenden).
Der Inhaber dieser Seite hat James McQuilkens Buch The Mists of Time unter dem Titel Die Nebel der Zeit ins Deutsche übersetzt. Der Verkauf dieses Buches, das erzählend die abenteuerliche Lebensgeschichte des Wanderalbatrosses Cymba beschreibt, unterstützt das Habitat Restoration Project des South Georgia Heritage Trust, also die Ausrottung der Ratten auf Südgeorgien. (hier klicken für mehr Informationen über Die Nebel der Zeit). 2014 brachte der Verkauf des Buches genügend Mittel, um die Finanzierung des Projekts auf 2 Hektar Fläche zu sichern. Die Zahl der noch verbleibenden Hektar ist noch viel größer, aber jeder Beitrag zählt.
2014 finanzierte das Buch Die Nebel der Zeit die Ausrottung der Ratten auf 2 Hektar von Südgeorgien.
Nest des Südgeorgien-Riesenpipers in Schlieper Bay. Wie auch sonst in weiten Teilen von Südgeorgien, konnten dort über viele Jahrzehnte keine kleineren Vögel brüten.