15.-17. Januar 2015 – Von hier an beginnt die wirklich antarktische Odyssey, die gewaltigen Entfernungen um einen guten Teil des Kontinents herum. Viele hunderte Seemeilen über offenes Meer. Die Küste bleibt dabei so weit weg im Süden, dass sie außer Sicht ist, dasselbe gilt für das Treibeis. So soll es jedenfalls sein, denn wenn wir jetzt schon anfangen, um das Eis herumzukurven, dann werden wir nie irgendwo ankommen. Zeit ist unsere wertvollste Ressource.
Und sie vergeht schnell. Mal mit Brise, mal ohne, aber die See ist insgesamt ruhig während dieser ersten Tage durch die Bellingshausen See. Bei kräftiger Brise stehen die Fotofreunde gerne warm eingepackt an Deck, denn die schön gepunkteten Kapsturmvögel gleiten permanent am Schiff vorbei, in scheinbar unendlicher Zahl. Wahrscheinlich sind es immer dieselben Vögel, die kreisen und kreisen und dabei alle paar Minuten an uns vorübergleiten, aber es müssen dennoch einige hundert sein. Immer wieder setzt sich einer kurz aufs Wasser nieder, taucht den Kopf in die Wellen und fliegt wieder auf, wassertretend den klassischen Anlauf nehmend, der den Sturmvögeln zu ihrem englischen Namen Petrel verholfen hat, in Anlehnung an den biblischen Petrus, der ebenfalls versuchte, übers Wasser zu laufen, allerdings mit etwas weniger Erfolg als sein Chef. Im Gegensatz zu Petrus versinken die Petrels nicht im Wasser, sondern fahren alsbald in den Himmel auf, zumindes t ein paar Meter weit und mit einem Krill im Bauch, wie auch immer sie den aus dem Flug sehen. Ich habe noch nie vom fahrenden Schiff aus Krill im Wasser entdeckt. Wenn ich darauf angewiesen wäre, wäre ich vermutlich schon längst verhundert. Aber was für uns nach Wasserwüste aussieht, ist für diese Meeresvögel ein oft reich gedeckter Tisch.
Die superabgelegene Peter I Insel bleibt hinter Wolken und Wellen verborgen. Ein paar Stunden hängen wir um die so gut wie unsichtbare Insel herum, setzen probehalber ein Zodiac aufs Wasser, wohl wissend, dass der Seegang das eigentlich nicht zulässt. Wie immer sehen die Wellen an der Gangway auf Meereshöhe noch übler aus als von oben, erst hängt die Plattform hoch über dem Wasser, dann wieder ist sie überflutet, und das wechselt alle paar Augenblicke. Keine Chance. So winken wir der trostlosen Insel noch einmal durch die Wolken zu und fahren weiter nach Westen. Gegen Wetter und Eis kommt man in diesen Breiten nicht weit, der menschliche Wille zählt hier nichts gegen die Kräfte der Natur. Natürlich bringt das auch mal Enttäuschung mit sich, und manchmal kann es schwierig sein, das zu akzeptieren.