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Pin­gu­in­spei­se­plan als Indi­ka­tor für Lebens­raum­ver­än­de­run­gen

Mit­ten im Süd­po­lar­meer liegt Süd­ge­or­gi­en. Die Insel­welt ist bekannt für ihren Reich­tum an See­vö­geln und Rob­ben. Vier Pin­guin­ar­ten sind hier zu Hau­se: Königs­pin­gui­ne, Esels­pin­gui­ne, Kehl­streif­pin­gui­ne (oft Zügel­pin­gu­in genannt) und Gold­schopf­pin­gui­ne („Mak­ka­ro­ni-Pin­gui­ne“).

Auf der klei­nen Insel Bird Island im Nord­wes­ten der Haupt­in­sel gibt es eine tra­di­tio­nel­le For­schungs­sta­ti­on der Bri­ten, deren Wis­sen­schaft­ler vor­ran­gig See­vö­gel und Rob­ben stu­die­ren. In die­sem Jahr publi­zier­ten sie all ihr Wis­sen zur Nah­rungs­auf­nah­me und zur Ent­wick­lung der Popu­la­tio­nen von Esels­pin­gui­nen und Gold­schopf­pin­gui­nen, wel­ches dort wäh­rend der letz­ten 22 Jah­re gesam­melt wur­de. Es ist ein inter­es­san­ter Trend erkenn­bar: dem Gene­ra­lis­ten Esels­pin­gu­in geht es als Art bes­ser als dem Nah­rungs­spe­zia­lis­ten Gold­schopf­pin­gu­in. Als Gene­ra­list hat ers­te­re Art 26 ver­schie­de­ne Beu­te­ar­ten auf sei­nem Spei­se­zet­tel, wäh­rend Gold­schopf­pin­gui­ne fast aus­schließ­lich von Krill leb­ten. Die ener­gie­reichs­te Nah­rung bei­der Arten ist der Ant­ark­ti­sche Krill (Euphau­sia super­ba), der mit dem Rhyth­mus von Tag und Nacht in der Was­ser­säu­le wan­dert. Esels­pin­gui­ne bevor­zu­gen die­sen zwar zu einem guten Teil auch, aber die Hälf­te ihres Spei­se­plans besteht aus Fisch. Dabei spielt der wirt­schaft­lich bedeu­ten­de Bän­der­eis­fisch (Champ­so­ce­pha­lus gun­na­ri) die größ­te Rol­le.

In den Mee­ren ist Nah­rung nicht gleich­mä­ßig ver­teilt, wie auf einer Wie­se. Was­ser­mas­sen sind kom­plex und Was­ser­fron­ten kommt eine gro­ße Bedeu­tung zu. Direkt nörd­lich von Süd­ge­or­gi­en liegt die Ant­ark­ti­sche Kon­ver­genz­zo­ne. Hier trifft kal­tes, sau­er­stoff­rei­ches Ober­flä­chen­was­ser aus dem Süden auf war­mes, sau­er­stoff­ar­mes Ober­flä­chen­was­ser aus dem Nor­den und sinkt unter die­ses ab, bevor es sei­nen Weg nach Nor­den als Zwi­schen­was­ser fort­setzt. Sol­che Zonen gibt es über­all auf der Welt, wo Mee­res­strö­mun­gen sich tref­fen. Hier ver­mi­schen sich die Was­ser­mas­sen und es ent­steht ein nah­rungs­rei­cher Kor­ri­dor, wo kleins­te Kreb­se Algen fut­tern und sel­ber von Fischen und Vögeln gefres­sen wer­den. Im Süd­po­lar­meer ist die Zone des­we­gen so auf­fäl­lig und bedeu­tend für das Öko­sys­tem, weil sie nicht durch Land­mas­sen unter­bro­chen wird. Sie defi­niert auch die nörd­li­che Gren­ze des Süd­po­la­r­oze­ans. Je nach vor­herr­schen­den Win­den, win­ter­li­cher Eis­aus­brei­tung oder der Men­ge an gro­ßen Eis­ber­gen die nach Nor­den unter­wegs sind, wan­dert die­se rei­che Durch­mi­schungs­zo­ne wei­ter nach Nor­den oder Süden. Inter­es­san­ter­wei­se lie­gen ganz in der Nähe die­ses pro­duk­ti­ven Gür­tels auch die fau­nen­reichs­ten Sub­ant­ark­ti­schen Inseln.

Pin­gui­ne schwim­men unter­schied­lich weit nach Nah­rung. Die Ener­gie­bi­lanz muss stim­men, und die Ener­gie des heim­ge­brach­ten Essens muss sowohl den Ener­gie­ver­brauch auf dem Jagd­aus­flug abde­cken als auch die Zeit, die der Vogel an Land ver­bringt. Zur Brut­sai­son muss außer­dem das Fut­ter für den Nach­wuchs mit ein­ge­rech­net wer­den. Stimmt die Bilanz, geht es der Popu­la­ti­on gut. Ändert die Beu­te ihren Auf­ent­halts­ort auf­grund von Ver­än­de­run­gen ihres Lebens­rau­mes (Was­ser­tem­pe­ra­tur, Salz­ge­halt, Fisch­fang), müs­sen die Pin­gui­ne wei­ter schwim­men, um sie zu errei­chen oder alter­na­ti­ve Beu­te wird ver­schlun­gen. Die mit­ge­brach­te Ener­gie reicht dann unter Umstän­den nicht mehr für den Nach­wuchs.

Bei­de Arten unter­schei­den sich klar in der Wei­te der Nah­rungs­su­che wäh­rend der Brut­sai­son. Wäh­rend die Esels­pin­gui­ne mit ihren meist zwei Küken oft in Land­nä­he blei­ben und nach einem Tag zum Nest zurück­keh­ren, schwim­men die Gold­schopf­pin­gui­ne oft meh­re­re Tage eine Stre­cke von bis zu 150 Kilo­me­tern, um für sich und ihr ein­zi­ges Küken Fut­ter her­an­zu­schaf­fen. Prin­zi­pi­ell haben bei­de Arten den glei­chen Spei­se­zet­tel. Brü­ten sie aber gemein­sam, wie hier auf Bird Island, dann bevor­zugt der Esels­pin­gu­in ver­schie­de­ne Fisch­ar­ten in Küs­ten­nä­he und der Gold­schopf Krebs­tie­re an der Schelf­kan­te.

Die For­scher der Stu­die schluss­fol­gern, dass über das Beob­ach­ten der Nah­rungs­zu­sam­men­set­zung von Esels­pin­gui­nen Ände­run­gen in der Zusam­men­set­zung von Lebens­ge­mein­schaf­ten des pola­ren, mari­nen Öko­sys­tems mög­lich ist, da sie ihre Nah­rung außer­halb der von der Fische­rei­in­dus­trie beein­fluß­ten Gebie­te fin­den.

Gold­schopf­pin­gui­ne auf Süd­ge­or­gi­en.

Goldschopfpinguine, Südgeorgien

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Letzte Änderung: 07. August 2022 · Copyright: Rolf Stange
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