Di
20 Jan
2015
Seit Tagen beobachten wir schon mit viel Spannung die Eiskarte. Was nach ein paar schön bunten Quadratzentimetern aussieht, sind tatsächlich hunderte Meilen Treibeis, das sich im Rossmeer erstreckt, vor allem im nördlichen Rossmeer. Gelb ist nicht vitaminreiche Zitrone, sondern halb offenes Wasser. Violett ist keinesfalls Heidelbeere, sondern eine geschlossene Packeisdecke, viel härter als eine schwarzbraune Haselnuss und ganz und gar ungenießbar.
In der Arktis schwindet das Eis, in der Antarktis schlägt es Rekorde. Das Rossmeer hat viel Eis diesen Sommer.
Das hält uns alle hier auf der Ortelius seit Tagen in Atem, alle beugen sich regelmäßig über die Eiskarten, verfolgen die Entwicklung, diskutieren, was all die Farben für uns bedeuten können. Der Grad der Erfahrung, mit der das an Bord diskutiert wird, variiert, wie auch die von Shackleton so gepriesene Geduld. Die Eiskarten sind immer grob, oft enthalten sie Fehler, und was sich in den nächsten Tagen tut, wissen auch die Satelliten nicht.
Apropos Shackleton. Am 20. Januar 1914 saß die Endurance im Weddell-Meer im Eis fest. Das ist genau heute vor 100 Jahren.
So bleiben wir gespannt. Die ersten Eisschollen driften um das Schiff herum. In der Sonne ein wunderbarer Anblick.