Eine eigene Insel – wer träumt nicht davon? Diesen Traum kann man sich demnächst auf den Falklandinseln erfüllen: Pebble Island steht zum Verkauf. Dabei ist Pebble Island nicht irgendeine Insel, sondern nicht weniger als die fünftgrößte Inseln der Falklands! Nach den beiden Hauptinseln, West Falkland und East Falkland, sind nur noch Weddell Island und Saunders Island größer als die „Kies-Insel“ (Pebble Island) mit ihren 103 Quadratkilometern.
Die Insel ist bewohnt: Es gibt eine verpachtete Farm mit 6000 Schafen und 125 Rindern, der Pachtvertrag hat eine Kündigungsfrist von 5 Jahren. Die Farm gibt es bereits seit 1846, als John Markham Dean die Insel und drei weitere, benachbarte Insel für 400 Pfund kaufte. Zur Farm gehören auch einfache Unterkünfte für Touristen. Ab und an kommt das Versorgungsschiff, und der fliegende Inselhüpfer aus dem Hauptort Stanley braucht 45 Minuten zur Rollbahn auf Pebble Island.
So sieht’s auf den Falklandinseln aus, wenn das Wetter gut ist (ist es aber nicht immer).
Strand, grüne Hügel, Pinguine.
Im Falklandkrieg kam es auf Pebble Island zu den ersten Kampfhandlungen auf den Falklandinseln an Land. Ein argentinisches Flugzeugwrack stammt aus dieser Zeit, und Denkmäler erinnern an Seeleute der britischen HMS Coventry, die in der Nähe sank.
Pebble Island ist ein wichtiges Brutgebiet für eine Reihe von Vogelarten, darunter mehrere tausend Pinguine (v.a. Felsen- und Eselspinguine).
Claire Harris, Nachfahrin von John Markham Dean, hat im Oktober angekündigt, die Insel verkaufen zu wollen. Bis Januar können Gebote gemacht werden, es gibt kein Mindestgebot. Der Käufer wird aber sicher mehr auf den Tisch legen müssen als die 400 Pfund, die John Markham Dean seinerzeit bezahlte.
Wissen Meeresbiologen nicht schon genauestens über Buckelwale Bescheid? Immerhin sind diese Tiere die am besten untersuchten Wale der Südhemisphäre. Bisher haben kleine Datensammelgeräte, die an den Tiere befestigt wurden, über Tauchtiefe, Wanderrouten und Wassereigenschaften informiert. Jetzt können diese kleinen Hilfsmittel sogar 3D-Bewegungsmuster aufnehmen und Unterwasservideos drehen. Gemeinsam sind australische und amerikanische Wissenschaftler daran interessiert, mit diesen Methoden noch mehr Details über Fressverhalten und Nahrungszusammenseztung der Buckelwale zu erfahren.
Buckelwale in der Antarktis.
Gleichzeitig nutzen sie das Projekt, um herkömmliche Sender an Zwergwalen anzubringen. Diese Wale leben im Südsommer in Eisnähe, und es ist nur wenig über sie bekannt. Mit Hilfe des an der Rückenfinne befestigten Datensammlers soll auch über diese Art mehr Wissen über die nächsten Jahre zusammen getragen werden. Arten, die von Packeisnähe profitieren, sind besonders betroffen, wenn sich Meerestemperaturen erhöhen, der Ozean versauert, oder zunehmend stärkere Winde Strömungen verändern.
Nach dem Reisebericht und den Fotos zur Antarktis-Fahrt mit SY Anne-Margaretha sind nun auch die entsprechenden Seiten zur Patagonien-Reise im März/April 2018 online. Die hier verlinkten Seiten bieten neben dem Reisetagebuch auch Fotogalerien mit kürzeren Beschreibungen der verschiedenen Abschnitte der Fahrt von Ushuaia über Puerto Montt. 25 abenteuerliche Tage unter Segeln in einem wilden, schönen, einsamen der Welt! Mit dem Reisebericht kann man nachträglich völlig kostenfrei und fernab von Wind und Wellen, Kälte und Seekrankheit in die herrlichen Landschaften Patagoniens eintauchen – viel Spaß!
Auf Wanderung auf einer abgelegenen Insel in Patagonien.
Und ja, wir gehen davon aus, dass diese erste Fahrt in Patagonien nicht die letzte gewesen sein soll, es gibt noch so viel dort zu entdecken! Konkrete Pläne dazu haben wir aktuell nicht, das wird sicher nicht im Südsommer 2018/19 anstehen, aber heute ist nicht alle Tage, wir komm’n wieder keine Frage! Hasta la vista, Patagonia!
Über das „South Georgia Habitat Restauration Project“ wurde auf dieser Seite bereits mehrfach berichtet. Bei diesem Mammutprojekt geht es darum, die einst von Walfängern eingeschleppten Ratten auf Südgeorgien wieder auszurotten.
Ratten sind für bodenbrütende Seevögel eine massive Bedrohung. Die Seevogelbestände von Südgeorgien sind immer noch riesig, aber vor allem bei kleineren Arten auf Bruchteile der ursprünglichen Bestände geschrumpft, da die Ratten Eier und Küken in großen Mengen fressen. Nach Jahrmillionen ohne natürliche Feinde auf den Brutinseln haben diese Vögel keinerlei Verteidigungsmöglichkeiten gegen plötzlich auftauchende Ratten. Selbst große Seevögel sind betroffen: Es wurde beobachtet, wie Ratten Küken von ohnehin durch Beifang in der Fischerei bedrohten, großen Albatrossen wie Wanderalbatrossen lebendig auf dem Net fressen.
Der Südgeorgien Riesenpiper ist bereits schnell wieder in alte Brutgebiete zurückgekehrt.
Die Ausrottung der zahlreichen Nagetiere ist sehr aufwändig, aber auf größeren Inseln etwa im neuseeländischen Sektor wie Campbell Island bereits erfolgreich durchgeführt worden. Dabei werden von Hubschraubern vergiftete Köder abgeworfen, die so gestaltet sind, dass sie anderen Tieren möglichst nicht schaden. Diese Hauptphase wurde auf Südgeorgien Anfang 2015 erfolgreich beendet.
Da das Überleben von theoretisch nur einem trächtigen Weibchen den Erfolg des Projektes zunichte machen kann, ist eine sehr sorgfältige Beobachtung des Gebietes nach Abschluss der Hauptarbeiten erforderlich. Diese Beobachtungsphase läuft in Südgeorgien nun schon Jahre. In der kürzlich zu Ende gegangenen Südsommersaison wurden alle Gebiete vom „Team Rat“, wie die Arbeitsgruppe heißt, besucht und intensiv untersucht. Mit Rattenfallen, Suche nach Kot und speziell ausgebildeten Hunden wurde sichergestellt, dass sich kein Nager vor den Suchtrupps unentdeckt hätte verstecken können.
Nun konnte Neil Alison vom South Georgia Heritage Trust (SGHT) in Dundee (Schottland) dem BBC mitteilen, dass das Projekt mit großer Wahrscheinlichkeit erfolgreich war: Es wurden keinerlei Spuren von Ratten gefunden und es ist äußerst unwahrscheinlich, dass sich irgendwo auf Südgeorgien noch lebende Ratten befinden. Laut Pressemeldung vom SGHT ist Südgeorgien erstmals seit 200 Jahren wieder rattenfrei!
Bereits nach kurzer Zeit zeigt die erstaunliche Vogelwelt von Südgeorgien wieder Zeichen der Erholung: Arten wie der Südgeorgien Riesenpiper, Südgeorgiens einziger Singvogel, waren bis 2015 nur an wenigen Stellen wie kleinen, rattenfreien Inseln zu sehen. Danach sind sie schnell wieder an andere Gebiete zurückgekehrt und sind schon jetzt wieder an vielen Stellen zu sehen. Auch viele andere Vogelarten bis hin zu Pinguinen und Albatrossen profitieren von den neuen Verhältnissen.
Auch der Wanderalbatros wird von rattenfreien Brutgebieten profitieren.
Das etwa 10 Millionen Pfund (ca. 11,5 Millionen Euro) schwere Projekt wurde durch den SGHT privat initiiert und weitgehend durch Spenden finanziert. Südgeorgien-Touristen haben sich auf Schiffsreisen mit Spendenaktionen und Auktionen beteiligt, die etwa 200.000 Pfund pro Saison brachten.
Die ausschließlich auf dieser Webseite vertriebene Buch „Die Nebel der Zeit“, die deutsche Version von „The Mists of Time“ von James McQuilken, wurde von Rolf Stange übersetzt, um durch den Verkauf das Projekt zu fördern. Sicher nur ein kleiner Beitrag, aber jeder Beitrag zählt. Der Verkauf des Buches läuft weiter, Überschüsse werden weiterhin dem SGHT für weitere Projekte auf Südgeorgien übergeben.
Zahlreiche Antarktis-Reisen von Südgeorgien bis zum Rossmeer haben einen Schatz von zigtausenden grandioser Fotos hervorgebracht, und es lag auf der Hand, daraus einen einmaligen Satz Antarktis-Postkarten zu machen. Hier ist er!
Die zwölf Motive zeigen die Landschaften und Tierwelt der Antarktis in einem breiten Spektrum, von Südgeorgien bis nach Campbell Island, von der Antarktischen Halbinsel bis ins Rossmeer. Albatrosse und Pinguine (Kaiser-, Königs-, Esels- und Kehlstreifpinguin) sind ebenso dabei wie die einmaligen Landschaften der Antarktis und, als Leckerbissen für Feinschmecker, Scotts Expeditionshütte am Cape Evans im Rossmeer unter dem Mount Erebus.
Dieser Postkartensatz erscheint 2018 in limitierter Auflage von 500 Stück. Jeder Satz ist auf dem Umschlag individuell nummeriert.
Der neue Postkarten Antarktis: Satz mit zwölf wunderschönen Motive in limitierter, nummerierter Auflage.
Der neue Postkartensatz Antarktis mit zwölf Karten kann hier bestellt werden (Preis pro Satz: 10 Euro inkl. Mehrwertsteuer und Versand in Deutschland.
Versand in Europa: zuzüglich 4 Euro Versandkosten)
Zugegeben, diese letzten Meilen der Reise waren deutlich unter Potenzial. Wir hatten uns auf schöne Segelmeilen in subtropisch-mildem Wetter und noch einen schönen, abschließenden Halt auf der Insel Chiloë gefreut. Stattdessen gab es wettertechnisch noch mal kräftig auf die Nase. Um 30 Knoten Wind (40 in Böen) und natürlich direkt von vorn, wie könnte es anders sein? Der Golf von Corcovado erfreute uns also nicht wie erhofft mit Walen und Ausblicken auf Vulkane, sondern mit maritimen Rock’n’Roll, verbunden mit dem entsprechenden Ungemach an Bord, viel Regen und Geschwindigkeiten, die mitunter bis auf spärliche 1,8 Knoten fielen. Das hätten wir uns schon anders vorstellen können. (Ergänzung: wie Heinz später mitteilte, fand die Mannschaft in Puerto Montt an der Schraube Seil- und Netzreste! Das erklärt natürlich die trotz Gegenwind wirklich allzu magere Geschwindigkeit.)
Der letzte Vormittag lieferte sehr angenehmen Ausgleich: Der Wind drehte und wurde somit von einem unerfreulichen Hindernis zu einem schönen Segelwind, und es ging ohne unangenehmen Seegang, aber mit munteren 7-8 Knoten zwischen Chiloë und vorgelagerten Inseln vorbei Richtung Puerto Montt. Nach den wilden, einsamen Landschaften weiter südlich erscheint es hier schon ziemlich zivilisiert: kleinere und größere Siedlungen an Land und viel Schiffsverkehr. Pinguine, Pelikane und Seelöwen ließen sich auf den letzten Meilen blicken.
Mit letztlich nur wenigen Stunden Verspätung legten wir in Puerto Montt an, und eine wirklich grandios schöne und interessante Reise kam zu ihrem Ende, das mit frischem Apfelkuchen von Julie gefeiert wurde. Ich glaube für alle zu sprechen, wenn ich schreibe, dass wir gerne noch zusammen weiter gefahren wären. Es gibt noch viele Caletas in Patagonien …
So aber nahmen wir Abschied und wünschten uns eine gute Heim- oder Weiterreise, je nachdem. Ganz vielen Dank an alle Mitreisenden und an Skipper/Schiffseigner Heinz Wutschke mit seiner Anne-Margaretha und der Mannschaft, Astrid, Julie und Piet für viele tolle Tage auf der Rückseite Patagoniens!
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Wir sehen uns wieder, keine Frage. 2019 sind wir mit der Anne-Margaretha in Ostgrönland im Scoresbysund. Andere Teile Ostgrönlands oder die Lofoten waren auch schon für die mittlere Zukunft im Gespräch, und es soll sicher nicht das letzte Mal in Patagonien gewesen sein! Dafür war es viel zu schön, und es gibt noch seeeeehr viel zu entdecken in diesem spannenden Teil des Planeten, in den Urwäldern unter der drittgrößten Eiskappe der Erde.
Damit geht mein Polar-Blog für den Moment wieder zu Ende, und der Autor wird seine arktischen Tätigkeiten für ein Weilchen am Schreibtisch weiterführen (nach dem Buch ist vor dem Buch, wie es heißt), bis es in der Arktis mit der Antigua weitergeht. Danke fürs Lesen, und bis dann!
Als ob ein Sonnenuntergang auf ruhigem zwischen vielen Inseln nicht schon ein perfekt schönes Schauspiel wäre. Wie lässt sich solch perfekte Schönheit noch steigern? Durch Delfine.
Auf der Isla Canal erweiterten wir unser Vokabular, der Tourenpraxis entsprechend, um den Begriff „dreidimensionales Wandern“, denn man bewegte sich irgendwo in einer diffusen Matrix aus Ästen, Bambus, Lianen, morschen Wurzeln und großen Hohlräumen darunter. Ein sehr fließender Übergang zwischen dem überwiegend luftgefüllten Oben und dem überwiegend pflanzen-, erd- und holzgefüllten Unten, durch das man sich bewegen muss wie ein Fisch im Wasser. Oder wohl eher wie ein Hamster auf dem Laufrad.
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Laut Vorhersage hätten wir nun schönen, südlichen Segelwind haben sollen, aber tatsächlich kreuzen wir gegen kräftigen Wind nach Norden. Noch 180 Seemeilen nach Puerto Montt. Mal schauen.
Frohe Ostern! Zu nächtlicher Stunde fiel der Anker. Wir waren ja auch mittlerweile eine ganze Weile unterwegs, seit wir am 30. die Isla Jungfrauen verlassen haben. Es tat gut, wieder ein paar Schritte an Land zu machen. Die Natur hat schon fast einen tropischen Aspekt hier. Im dichten Grün wachsen viele hellgrüne, palmenähnliche Baumfarne, am Boden wuchert wilder Rhabarber und im Wald kreischen die Papageien.
Unsere bootseigene Osterbäckerei bei der Arbeit
Ein zweiter Halt führt uns zu ein paar warmen Quellen, den Termas de Punta Perez. Vor ein paar Jahren noch ein Geheimtip in der Wildnis, macht sich hier heute der Tourismus bemerkbar. Wir sind der Zivilisation doch wieder ein gutes Stück näher gerückt, Puerto Aysén ist nicht so weit weg und Ausflugsboote wie Fischerschiffe bevölkern die Fjorde.
Der Wald wirkt hier fast tropisch.
Die heißen Quellen bilden keine schönen Badewannen, sondern sie sind Grundwasseraustritte zwischen den Steinen. Wenn man sich zwischen die Felsen drückt, kann man sich den Hintern verbrühen, während vorn die Füße abfrieren. Ganz so tropisch ist es doch noch nicht.
Schön war’s, wieder unter Land zu sein! An der Außenküste ging eine mörderische Brandung, da möchte man wirklich nicht stranden, so wie es ja zahllosen Schiffen über die Jahrhunderte ergangen ist. Zielsicher liefen wir hingegen in die Bahía Anna Pink ein (wieder so ein schöner Name), den Eingang in eine Reihe von Sunden im Archipelago de los Chonos. Im Laufe des Vormittags beruhigte sich der Seegang, bald lag das Wasser wieder spiegelblank um uns, die Sonne wärmte vom blauen Himmel, T-Shirts und kurze Hose kamen an Deck zum Einsatz.
Grüne Bäume ziehen sich sanft die Berge hinauf im Archipelago de los Chonos
Vielleicht liegt es nur am Zufall des Wetters des heutigen Tages, aber alles wirkt hier milder als südlich vom Golfo de Penas: Die Luft wärmt angenehm, die Wälder ziehen sich bis in deutlich größere Höhen die Hügel hinauf, alles ist grün und mild. Aber im Wasser schwimmen viele Pinguine, und tief im Inland erstreckt sich eine der größten nicht-polaren Eiskappen der Erde. Vielleicht ist es wirklich nur das Wetter.
Lichtspiele auf dem Canal Chacabuco
Die abendlichen und nächtlichen Fahrten bei Mondschein und stillem Wasser sind sehr stimmungsvoll.
Galerie – Archipelago de los Chonos – 31. März 2018
Nach den schönen, sonnigen Touren auf der Jungfrauen-Insel haben wir noch einen weiteren Tag im Dauerregen abgewettert, während draußen auf offener See der Sturm tobte.
Bei dem Wetter war das Bordkino deutlich attraktiver als alle anderen Varianten.
Wind, Wellen und Albatrosse: Heinz steuert die Anne-Margaretha auf dem offenen Meer.
Gestern konnten wir dann wieder Segel setzen. Wir müssen diese Strecke auf offener See, über den Golfo de Penas und um die Peninsula de Ta Ito, endlich mal hinter uns bringen, immerhin haben wir noch 500 Meilen bis Puerto Montt vor uns und die verbleibende Zeit wird ja nicht länger.
Albatrosse beeindrucken mit ihrer enormen Flügelspannweite von mehr als drei Metern!
An der offenen See scheiden sich ja immer die Geister: die einen suchen Zuflucht in der Koje, die anderen erfreuen sich an Wind und Wellen. Da machten auch wir keine Ausnahme. Aber die Seeleute und Fotografen kamen auf ihre Kosten! Auf weiten Strecken 8 Knoten, Wind, Wellen und immer wieder wechselndes Licht und viele, viele Seevögel. Von den kleinen Walvögeln bis zu den größten Albatrossen (Wanderalbatros, Nördlicher und Südlicher Königsalbatros) und vieles dazwischen! So kann man den Karfreitag auch verbringen.
Galerie – Peninsula de Taitao – 30. März 2018
Wir haben den Golfo de Penas vor uns und damit eine Strecke, wo wir für etwa eineinhalb Tage den Schutz der Küstengewässer verlassen und auf hohe See müssen. Da ist es wichtig, wettermäßig den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Wir meinten, den jetzt zu haben, aber Wind und Seegang der letzten Nacht sogar in den Kanälen zwischen den Inseln und der neueste Wetterbericht sprechen eine andere und ziemlich deutliche Sprache.
Braut sich da was zusammen? Warten auf besseres Wetter auf der Isla Jungfrauen
Also bleibt nichts, als auf einen besseren Zeitpunkt für die Passage auf dem offenen Meer zu warten. Das ist zunächst auch sehr vorteilhaft (später werden wir die Zeit allerdings wieder aufholen müssen), denn hier gibt es die Isla Jungfrauen, die nicht nur durch ihren erstaunlichen Namen lockt (der ist nicht Programm, wie wir mittlerweile festgestellt haben) mit der wunderschönen Caleta Virgen. Und die hat sich als ein Wanderparadies entpuppt. Wenn man hier ein paar Meter des üblichen, dichten Uferwaldes überwunden hat, hat man schnell offenes Hügelland vor sich, schönstes Wandergelände mit vielen Aussichtspunkten und wirklich grandiosen Panoramen, kleinen und größeren Seen, windgepeitschten Bäumen und vielem, was man so entdecken kann. Wieder mal ein unglaublich schönes Flecken Erde! Wir sind nach der letzten Nacht zwar alle etwas müde, aber das ist angesichts der Schönheit der Landschaft und der schönen Touren schnell vergessen. Dazu kommt das hier vor Ort herrliche Wetter. Die Caleta ist so gut geschützt, dass man dort vom Wind fast nichts merkt (auf den Bergen kann man hingegen mitunter fast nicht stehen) und die Sonne bleibt uns über große Teile des Tages treu. Einmalig schön!
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Wie gesagt, zeitlich werden wir diesen ungeplanten Aufenthalt wieder aufholen müssen, die Tage gehen dahin. Aber wir hätten uns keinen besseren Ort aussuchen können, um abzuwettern, und wenn man sich die Fotos anschaut, wird man wohl kaum glauben, dass uns das „schlechte“ Wetter hier festhält.
Was das Foto nicht verrät: Auf den tollen Aussichtspunkten bläst es einen beinahe um.
Mit wunderschönen Touren und Sonne lässt sich das Warten gut aushalten.
Plötzlich war der Wind wieder im brauchbaren Rahmen und die Caleta Colibri ließ uns ziehen. Der Vorteil des sich ständig ändernden Wetters ist eben, dass es sich schnell wieder ändert.
Nach einer Nacht mit vielen Meilen erreichten wir frühmorgens Puerto Edén, das sich heute tatsächlich wie ein kleiner Garten Eden präsentierte, unter blauem Himmel mit Spiegelbildern auf dem Wasser. Das haben wir nicht oft gehabt in den letzten Tagen!
Etwas verfallen, aber doch malerisch: Puerto Edén
Puerto Edén ist wirklich ein Nestchen mit wenigen hundert Einwohnern, überwiegend Nachfahren eines indigenen Völkchens, das früher in der ganzen Region gelebt hat. Die übliche, tragische Geschichte aus kolonialem Völkermord und Krankheiten hat von diesem Volk nur noch einen kleinen, traurigen Rest übrig gelassen und von ihrer Kultur praktisch nichts mehr. Dafür gibt es Puerto Edén, das seine Existenz vor einigen Jahrzehnten als kleine Luftwaffenbasis begann und immer noch eine militärische Präsenz hat. Darüber hinaus hat es ziemlich schlichte und teilweise etwas verfallene, aber sehr malerische Hütten am Ufer, wo man prima spazieren und das an einem solchen Tag mediterran wirkende Klima auf sich wirken lassen kann. Leider hat mein Kolibri-Foto von gestern (oder war es schon vorgestern? Unglaublich, wie die Zeit hier vergeht) heute deutlich an Seltenheitswert verloren, da die hier in vielen Gebüschen unterwegs sind und die engagierten Fotografen kamen entsprechend zum Schuss.
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Es gibt sogar zwei kleine Lädchen, die allerdings beide jeweils in eine Besenkammer passen würden. Und Fischer, die direkt zum Schiff kommen und frischen Fisch anbieten. Sehr lecker!
Nachmittags geht es weiter durch die Kanäle nach Norden. Langsam müssen wir mal zusehen, dass wir weiter kommen. Das Wetter ist für den Moment perfekt, so schön war es noch selten.
Die Caleta Colibri ist wirklich kein Ort für längere Touren, der Urwald ist hier so unglaublich dicht, da kommt man wirklich nirgendwohin. Ich habe es probiert. Es geht nicht.
Aber es gibt mehrere schöne und interessante Plätzchen. An einer Stelle haben Menschen offensichtlich viel Zeit verbracht und von tausenden von Muscheln gelebt, die nun dort auf einem großen Haufen liegen. Wer und wann? Das wüsste man gerne.
Wo kommen die ganzen Muscheln her? Ungelöste Fragen in der Caleta Colibri
Man kann auf Bäume klettern und es sieht kaum anders aus, als wenn man unten steht. Auch die Bäume sind teilweise so dicht mit Moos und Ranken bewachsen, das es aussieht, als stünde man auf dem Boden.
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Und, ja, die Caleta Colibri hat gehalten, was ihr Name verspricht! Der harte Kern der Fotofreaks hat Geduld gezeigt, und die wurde belohnt. Green-backed firecrown (Sephanoides sephanoides) würde ich tippen, dem Buch „Birds of Chile“ zufolge.
Nomen est omen: Caleta Colibri
Jetzt müsste der Wind mal langsam nachlassen, damit wir weiterkommen nach Puerto Edén. Das ist unser nächstes Ziel und der erste Ort seit Puerto Williams, wo Menschen leben. Wir müssen einkaufen, Schokolade und Bier gehen bedrohlich zur Neige.
Nach einem richtigen Palmsonntagsfrühstück (Rührei und frische Brötchen!) war es Zeit, weiter nach Norden zu kommen. Wind und Regen im Canal Pitt, später schönstes Licht, Sonne und blauer Himmel wechselnd mit einzelnen Wolken hier und dort.
Nachts soll es wieder stark windig werden. Wir verziehen uns lieber in die Caleta Colibri. Ein schönes Plätzchen für eine ruhige Nacht. Und vielleicht hält der Name ja, was er verspricht ..?
Eine hübsche Bucht mit vielversprechendem Namen: Caleta Colibri, Canal Tres Corres
Nach dem langen, abwechslungsreichen Tag gestern war für die Nacht Wind angesagt, und so war mal wieder eine gute Caleta fällig. Die Caleta Villarica erwies sich als äußerst empfehlenswert.
Es geht los ein wenig wie mit Deception Island: Man fährt auf ein steiles Ufer zu, ein schmaler Eingang, Felsen im Wasser, steile Felswände auf den Seiten (hier deutlich grüner als in Deception), man schließt schon Wetten ab, ob das Schiff da überhaupt durch passt – und es passt. Dann öffnet sich eine schöne Bucht, so ein richtiges Piratennest. Wunderbar geeignet, um ein kleines Schiffchen sturmfest festzuzurren.
Passt das? Das passt! Einfahrt in die Caleta Villarica
Die Wanderwege sind, vorsichtig formuliert, nicht ganz barrierefrei. Im Grunde genommen hätten wir Macheten, Leitern und Seile gebraucht für eine kleine Tour, die bei freiem Gelände vielleicht 10 Minuten gedauert hätte. Indiana Jones hätte wahrscheinlich vorher aufgegeben, so dicht war der Urwald.
Der Blick hat es mal wieder gelohnt!
Indiana Jones hätte hier seine helle Freude: Dschungel in der Caleta Villarica
Der Kampf durchs Gestrüpp lohnt sich: Wunderschöner Blick auf die Caleta Villarica