Mi
4 Apr
2018
Zugegeben, diese letzten Meilen der Reise waren deutlich unter Potenzial. Wir hatten uns auf schöne Segelmeilen in subtropisch-mildem Wetter und noch einen schönen, abschließenden Halt auf der Insel Chiloë gefreut. Stattdessen gab es wettertechnisch noch mal kräftig auf die Nase. Um 30 Knoten Wind (40 in Böen) und natürlich direkt von vorn, wie könnte es anders sein? Der Golf von Corcovado erfreute uns also nicht wie erhofft mit Walen und Ausblicken auf Vulkane, sondern mit maritimen Rock’n’Roll, verbunden mit dem entsprechenden Ungemach an Bord, viel Regen und Geschwindigkeiten, die mitunter bis auf spärliche 1,8 Knoten fielen. Das hätten wir uns schon anders vorstellen können. (Ergänzung: wie Heinz später mitteilte, fand die Mannschaft in Puerto Montt an der Schraube Seil- und Netzreste! Das erklärt natürlich die trotz Gegenwind wirklich allzu magere Geschwindigkeit.)
Der letzte Vormittag lieferte sehr angenehmen Ausgleich: Der Wind drehte und wurde somit von einem unerfreulichen Hindernis zu einem schönen Segelwind, und es ging ohne unangenehmen Seegang, aber mit munteren 7-8 Knoten zwischen Chiloë und vorgelagerten Inseln vorbei Richtung Puerto Montt. Nach den wilden, einsamen Landschaften weiter südlich erscheint es hier schon ziemlich zivilisiert: kleinere und größere Siedlungen an Land und viel Schiffsverkehr. Pinguine, Pelikane und Seelöwen ließen sich auf den letzten Meilen blicken.
Mit letztlich nur wenigen Stunden Verspätung legten wir in Puerto Montt an, und eine wirklich grandios schöne und interessante Reise kam zu ihrem Ende, das mit frischem Apfelkuchen von Julie gefeiert wurde. Ich glaube für alle zu sprechen, wenn ich schreibe, dass wir gerne noch zusammen weiter gefahren wären. Es gibt noch viele Caletas in Patagonien …
So aber nahmen wir Abschied und wünschten uns eine gute Heim- oder Weiterreise, je nachdem. Ganz vielen Dank an alle Mitreisenden und an Skipper/Schiffseigner Heinz Wutschke mit seiner Anne-Margaretha und der Mannschaft, Astrid, Julie und Piet für viele tolle Tage auf der Rückseite Patagoniens!
Galerie – Golfo Corcovado bis Puerto Montt
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Wir sehen uns wieder, keine Frage. 2019 sind wir mit der Anne-Margaretha in Ostgrönland im Scoresbysund. Andere Teile Ostgrönlands oder die Lofoten waren auch schon für die mittlere Zukunft im Gespräch, und es soll sicher nicht das letzte Mal in Patagonien gewesen sein! Dafür war es viel zu schön, und es gibt noch seeeeehr viel zu entdecken in diesem spannenden Teil des Planeten, in den Urwäldern unter der drittgrößten Eiskappe der Erde.
Damit geht mein Polar-Blog für den Moment wieder zu Ende, und der Autor wird seine arktischen Tätigkeiten für ein Weilchen am Schreibtisch weiterführen (nach dem Buch ist vor dem Buch, wie es heißt), bis es in der Arktis mit der Antigua weitergeht. Danke fürs Lesen, und bis dann!