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Jahres-Archiv: 2017 − News & Stories


Auf See – 16. Febru­ar 2017

Ganz im Süden von Neu­see­land weht ein ganz eige­ner Wind, kräf­tig und ste­tig, aber die Son­ne wärmt ordent­lich, die Luft ist so warm wie lan­ge nicht mehr erlebt dank den kal­ten Win­ter­wo­chen in Deutsch­land. Genau 100 Pas­sa­gie­re aus bei­na­he eben­so vie­len Län­dern haben sich auf der Ort­eli­us zusam­men­ge­fun­den und sind gespannt, was die nächs­ten Wochen so brin­gen wer­den. Es ist der Anfang einer ant­ark­ti­schen Odys­sey, über 6000 See­mei­len erwar­ten uns.

Gale­rie – Auf See – 16. Febru­ar 2017

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Eine ange­neh­me, leich­te Bri­se weht wäh­rend der ers­ten Mei­len, wir haben Kurs nach Süden auf Camp­bell Island. Vor zwei Jah­ren haben wir uns die Insel ein­ein­halb Tage lang durch den Sturm hin­durch ange­se­hen, bis die Zeit uns zwang, sie unver­rich­te­ter Din­ge zurück­zu­las­sen. Was ja durch­aus schö­ne Ein­drü­cke hin­ter­las­sen hat, der Blick auf die grü­ne Insel mit ihren wil­den, schrof­fen Küs­ten, woher immer mal ein Gel­bau­gen­pin­gu­in zu uns geschwom­men kam. Aber an Land gehen, das wäre es natür­lich, da spielt nun mal die Musik. Ob es die­ses Mal klappt? Wir sind gespannt und drü­cken die Dau­men. Damit wür­de ein Traum in Erfül­lung gehen.

Hal­ley VI: Eine For­schungs­sta­ti­on zieht um

2012 ließ das Bri­tish Ant­ar­c­tic Sur­vey eine hoch­mo­der­ne For­schungs­sta­ti­on im Osten des Wed­dell­mee­res errich­ten: Hal­ley VI; nach­dem die fünf Vor­gän­ger­sta­tio­nen unbe­wohn­bar gewor­den waren. Ähn­lich wie die deut­sche For­schungs­sta­ti­on Neu­may­er III, die 2009 erst­mals von For­schern bezo­gen wur­de, steht Hal­ley VI auf dem Schelf­eis. Schon Neu­may­er III wur­de für ihren Stand­ort opti­miert. Sie soll­te dem vor­herr­schen­den star­ken Win­den trot­zen kön­nen und ver­weh­ter Schnee soll­te sich nicht um die Sta­ti­on ansam­meln. Eis bewegt sich und des­sen Fließ­kräf­te soll­ten auch den Bau nicht beschä­di­gen kön­nen. Das Gebäu­de wur­de auf hydrau­li­schen Stüt­zen errich­tet, mit denen es nach und nach auf das Niveau der aktu­el­len Schnee­de­cke gebracht wer­den kann. Doch die deut­sche Sta­ti­on ist sta­tio­när. Am der­zei­ti­gen Stand­ort drif­tet sie mit einer Geschwin­dig­keit von 157 Meter pro Jahr in Rich­tung Schelf­eis­kan­te. Die Bri­ten ver­bes­ser­ten ihren Neu­bau, und im Febru­ar 2012 stand ein Modul­bau auf Kufen auf dem Brunt-Schelf­eis. Er kann eben­so hydrau­lisch aus dem Schnee geho­ben wer­den. Pro Jahr gibt es am Stand­ort knapp 1,5 Meter Schnee, zusätz­lich zu Ver­we­hun­gen. Das ca. 150 Meter dicke Schelf­eis unter Hal­ley VI bewegt sich aber mit einer Geschwin­dig­keit von mehr als 400 Meter pro Jahr gen Eis­kan­te. Damit die Sta­ti­on über die Jah­re nicht ver­lo­ren geht, kön­nen schwe­re Fahr­zeu­ge die ein­zel­nen Modu­le auf ihren Ski­ern von ihrem Stand­ort fort­be­we­gen.

Als Hal­ley VI bezo­gen wur­de, waren süd­lich der Sta­ti­on meh­re­re Eis­klüf­te bekannt. Knapp ein Jahr spä­ter wur­den nach 35 Jah­ren wie­der Akti­vi­tä­ten in den Klüf­ten gemes­sen: sie began­nen wei­ter auf­zu­bre­chen. Die Spal­te, wel­che der Sta­ti­on am nächs­ten lag, ver­grö­ßer­te sich um etwas 1,7 Kilo­me­ter pro Jahr. Sie droht nun die Sta­ti­on vom Fest­land abzu­schnei­den. Als im Okto­ber letz­ten Jah­res sich ein Riss im nörd­lich gele­ge­nen Eis auf­tat, ent­schie­den sich die Ver­ant­wort­li­chen zu han­deln und bestimm­ten eine Eva­ku­ie­rung der Sta­ti­on. Inner­halb von 3 Jah­ren soll der Umzug abge­schlos­sen sein. 2015/16 wur­de ein neu­er Ort samt siche­rer Rei­se­stre­cke gesucht. Die­sen Süd­som­mer wur­den zeit­wei­li­ge Unter­künf­te für die Arbei­ter errich­tet und ers­te Modu­le sol­len mit schwe­ren Trak­to­ren auf Ski­tour gehen. Im nächs­ten Som­mer, so hof­fen die Polar­for­scher, soll die Sta­ti­on wie­der voll­stän­dig, 23 Kilo­me­ter land­ein­wärts, ste­hen. Der Ver­sor­gungs­weg über die Schelf­eis­kan­te ver­län­gert sich so auf 40 Kilo­me­ter. Aber sicher ist sicher!

Die Hal­ley VI Sta­ti­on auf dem Brunt Schelf­eis. Foto © Bri­tish Ant­ar­c­tic Sur­vey.

Halley VI

Steht der Kol­laps des Lar­sen C Eis­schelfs bevor?

Anfang Janu­ar berich­te­ten bri­ti­sche For­scher über die aktu­el­le Lage des „Lar­sen C“-Eisschelfs, in dem sich seit eini­gen Jah­ren ein gewal­ti­ger Riss bil­det. Die­ses Eis­schelf befin­det sich an der Ost­sei­te der Ant­ark­ti­schen Halb­in­sel. Auch das Alfred-Wege­ner-Insti­tut hat auf sei­nem Eis­blog in den letz­ten Mona­ten schon dar­über berich­tet. Zwi­schen Mai und August 2016 beob­ach­te­ten die For­scher eine Ver­län­ge­rung des Ris­ses um 25 km. Im Dezem­ber wuchs er um wei­te­re 18 km, und das Schelf­eis hängt nun nur noch an einem 20 km brei­ten „Faden“.

Die bri­ti­schen Wis­sen­schaft­ler rech­nen damit, dass ein Abbruch der etwa 50’000 km² gro­ßen Schelf­eis­flä­che noch in die­sem Jahr erfol­gen könn­te. In den letz­ten Jah­ren haben sie dem „Lar­sen C“-Eis beson­de­re Auf­merk­sam­keit geschenkt. Denn die Abbrü­che der nörd­li­cher gele­ge­nen Eis­schelf­fel­der „Lar­sen A“ (Abbruch 1995) und „Lar­sen B“ (Abbruch 2002) hat­ten einen Effekt deut­lich gezeigt: Das Eis­schelf fun­giert als Bar­rie­re und bremst so dahin­ter lie­gen­de Glet­scher. Geht es ver­lo­ren, erhöht sich deren Fließ­ge­schwin­dig­keit. „Lar­sen C“ umfaßt das 15-fache der Flä­che des 2002 ver­lo­ren­ge­gan­ge­nen Eises von „Lar­sen B“ und hält dem­entspre­chend grö­ße­re Land­glet­scher­mas­sen zurück.

Zwei Fra­gen sind in die­sem Zusam­men­hang inter­es­sant: Was sind die Ursa­chen für das Auf­bre­chen des Schelf­ei­ses? & Was sind die Fol­gen aus dem Ver­lust die­ses Eises?

Zu den Ursa­chen haben sowohl Wis­sen­schaft­ler des Alfred-Wege­ner-Insti­tuts als auch des Bri­tish Ant­ar­c­tic Sur­vey reich­lich neue Erkennt­nis­se gewon­nen. Für „Lar­sen B“ war wahr­schein­lich haupt­säch­lich der Tem­pe­ra­tur­an­stieg an der Halb­in­sel der letz­ten Jahr­zehn­te ver­ant­wort­lich. Für die letz­ten 50 Jah­re konn­ten die For­scher hier einen durch­schnitt­li­chen Anstieg von 2,5 Grad nach­wei­sen, vor­wie­gend für die Win­ter­mo­na­te. In der Fol­ge schmol­zen die Schnee- und Firn­flä­chen auf dem Schelf­eis rascher und bil­de­ten Schmelz­was­ser­seen. Die­se Seen gefro­ren im Win­ter natür­lich wie­der. Die­ses Eis ist jedoch wär­mer und wei­cher als das umge­ben­de Eis, das sich durch jahr­zehn­te­lan­ge Abla­ge­rung und Umwand­lung aus Schnee über Firn zu Glet­scher­eis gebil­det hat­te, und taut somit im nächs­ten Som­mer schnel­ler wie­der auf. Die­se Schmelz­was­ser­eis­zo­nen im Glet­scher­eis ver­än­dern mit der Struk­tur auch die Sta­bi­li­tät des gesam­ten Schelf­ei­ses. Bei „Lar­sen B“ führ­te die­ser Effekt zum plötz­li­chen Kol­laps.

Für „Lar­sen C“ steht nicht nur die­se Ursa­che für das Auf­bre­chen im Raum. Die bri­ti­schen For­scher konn­ten beob­ach­ten, dass die Firn­flä­che stark dezi­miert ist durch die oben beschrie­be­ne Struk­tur­ver­än­de­rung und dass das Schelf­eis durch die erhöh­te Luft­tem­pe­ra­tur an der Ober­flä­che schmilzt. Dazu kommt Eis­ver­lust an der Soh­le des Schelf­ei­ses durch wär­me­re Was­ser­strö­mun­gen. Durch die Erwär­mung der Erd­at­mo­sphä­re und das ant­ark­ti­sche
Ozon­loch ver­stär­ken sich die West­wind­strö­mun­gen und der Zir­kum­po­lar­strom. Das bringt aus­rei­chend Ener­gie, um wär­me­re, salz­hal­ti­ge Was­ser­mas­sen aus den Oze­an­tie­fen über den Kon­ti­nen­tal­so­ckel schwap­pen zu las­sen. Die Aus­dün­nung des Eises kal­ku­lier­ten die For­scher in dem Zeit­raum von 1998 und 2012 auf 4 Meter.

Wel­che Fol­gen hät­te der Ver­lust von „Lar­sen C“? Das Schelf­eis sel­ber hat kei­nen Ein­fluss auf den Mee­res­spie­gel, denn als Schelf­eis schwamm es schon Jahr­tau­sen­de lang im Meer. Geht es aber als Bar­rie­re der dahin­ter lie­gen­den Glet­scher ver­lo­ren, so wer­den die­se insta­bil und wer­den, so wie im Fall der Glet­scher von „Lar­sen B“, ihre Fließ­ge­schwin­dig­keit erhö­hen. Bei Letz­te­ren ver­fünf­fach­te sich die Geschwin­dig­keit, und die nun frei­en Glet­scher ver­lo­ren eine Men­ge Eis, dünn­ten aus und zogen sich zurück. Zusätz­lich wirkt sich der Effekt des Schmelz­was­sers auf die Glet­scher­frak­tio­nie­rung immer mehr aus, indem Schmelz­was­ser in die auf­rei­ßen­den Spal­ten dringt und durch Wie­der­ge­frie­ren die Struk­tu­ren der Land­glet­scher eben­falls schwächt.

Bei einem ähn­li­chen Sze­na­rio für „Lar­sen C“ gehen die bri­ti­schen For­scher von einem Bei­trag zum glo­ba­len Mee­res­spie­gel­an­stieg von 50 cm bis zum Jahr 2100 aus, was für vie­le Küs­ten­städ­te schon eine Her­aus­for­de­rung sein wird.

Bruch im Lar­sen-C-Eis­schelf. Foto © John Sonn­tag, NASA.

Bruch im Larsen C Schelfeis

Kar­tof­fel, Toma­te und Papri­ka: Nacht­schat­ten­ge­wäch­se aus der Ant­ark­tis?

Nacht­schat­ten­ge­wäch­se (Phy­sa­lis) aus der Ant­ark­tis? Kar­tof­fel, Toma­te, Papri­ka und Tabak aus dem ewi­gen Eis?

Nein, natür­lich nicht. Aber wenn das ewi­ge Eis nicht gekom­men wäre, dann wür­den man­che Nacht­schat­ten­ge­wäch­se, zu denen auch die­se Nutz­pflan­zen zäh­len, viel­leicht auch in der Ant­ark­tis wach­sen. Denn For­scher haben in Pata­go­ni­en Fos­si­len gefun­den, die den heu­ti­gen Nacht­schat­ten­ge­wäch­sen ähneln, zu denen eben auch unse­re Toma­ten, Kar­tof­feln und Phy­sa­lis gehö­ren, berich­tet das Sci­ence Maga­zin in sei­ner Online­aus­ga­be. Die Fos­si­li­en wer­den auf ein Alter von 50 Mil­lio­nen Jah­ren datiert.

Zu die­ser Zeit lag Süd­ame­ri­ka noch sehr dicht an der Ant­ark­ti­schen Halb­in­sel. Die Dra­ke­pas­sa­ge exis­tier­te noch nicht; statt­des­sen trenn­te ein fla­ches Schelf­meer den Stil­len Oze­an vom Atlan­tik bezie­hungs­wei­se Süd­ame­ri­ka von der Ant­ark­tis. Gleich­zei­tig ver­lief die Gren­ze zwi­schen der sub­tro­pi­schen Kli­ma­zo­ne und der gemä­ßig­ten Kli­ma­zo­ne quer über die Ant­ark­ti­sche Halb­in­sel. Das ließ die For­scher ver­mu­ten, daß die­se fos­si­len Pflan­zen wohl auch auf dem Ant­ark­ti­schen Kon­ti­nent wuch­sen, bevor er dann ver­eis­te und dadurch zum toma­ten­feind­lichs­ten Kon­ti­nent der Erde wur­de.

Nacht­schat­ten­ge­wäch­se in der Ant­ark­tis? Nein, nur Moos (Aitcho Island, Süd­shet­land Inseln).

Nachtschattengewächse in der Antarktis? Nein, nur Moos

Quel­le: Sci­ence Dai­ly

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News-Auflistung generiert am 19. April 2024 um 16:31:57 Uhr (GMT+1)
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